Rätselhaftes Saint-Rémy

Guter Krimi, aber am Ende doch etwas arg konstruiert.

Ich werde Cay Rademachers Provence-Krimi-Reihe einfach nicht überdrüssig. Nun habe ich bereits den 12. Band verschlungen. 12 Bücher in 12 Jahren, da fühlt sich das Lesen schon fast an wie Heimkommen: Capitaine Roger Blanc und sein Team wiederzusehen, von den neuesten Entwicklungen im Auf und Ab ihrer Leben zu erfahren, in die Handlung an immer anderen Plätzen in der Provence einzutauchen. Dabei ist es im zwölften Band erst knapp ein Jahr her, seit der ehemalige Korruptionsermittler aus Paris in die Provinz zwangsversetzt wurde. So langsam hat er sich mit der Region angefreundet, bastelt an seiner alten Ölmühle herum, pflegt lange vernachlässigte Beziehungen und genießt die guten Seiten des provenzalischen Landlebens mit allen Sinnen.Sein Beruf bringt es allerdings mit sich, auch die schlechten Seiten zu beleuchten. In diesem Fall gilt es, den Mord an einem jungen Archäologen in den Ruinen von Glanum aufzuklären, dem "Pompeji der Provence", denn die Ausgrabungen enthüllen die Grundmauern einer Stadt, die für die Kelten, Griechen und Römer von Bedeutung war. Glanum liegt eingebettet ins Gebirge der Alpilles, umrahmt von duftenden Kiefernwäldern und zerklüfteten Felsen, die schon den Maler Vincent van Gogh faszinierten, der im nahe gelegenen Saint-Rémy seine produktivste Zeit verbrachte. In dieser Idylle stößt Capitaine Roger Blanc bei seiner Spurensuche auf einen 25 Jahre alten Cold Case, der mit dem Tod des Archäologen verbunden zu sein scheint. Die vielen Puzzleteile der Ermittlungen sehen so vielversprechend aus, aber wollen einfach nicht zusammen passen. Das macht das Miträtseln in diesem Fall umso spannender. Wie immer war ich gefangen von Cay Rademachers Beschreibungen der Schauplätze und spüre einen großen Drang, selbst mal dorthin zu fahren. Trotz aller dramatischen Mordfälle und menschlicher Abgründe bietet diese Krimireihe beste Werbung für einen Urlaub in Südfrankreich. Die stimmungsvoll beschriebene Szenerie, die charismatischen Figuren und der komplexe Kriminalfall bieten ganz großes Kino, bzw. Lesevergnügen.