Mit Geht so liefert Beatriz Serrano einen scharfzüngigen und humorvollen Roman, der den Alltag einer desillusionierten Angestellten mit schonungsloser Ehrlichkeit einfängt. Marisa, Kreativdirektorin in einer Werbeagentur in Madrid, spielt die Rolle einer engagierten Mitarbeiterin, während sie in Wahrheit ihre Zeit lieber mit YouTube-Videos und Tabletten verbringt. Sie empfindet ihre Arbeit als sinnlos, kämpft mit ihrer Angststörung und flüchtet sich in eine inszenierte Geschäftigkeit, um den Büroalltag zu überstehen.Was das Buch besonders macht, ist sein brillanter Zynismus und die treffsichere Kritik an Bullshit-Jobs, Quiet Quitting und der gnadenlosen Realität des Kapitalismus. Serrano schildert Marisas innere Zerrissenheit mit trockenem Humor, ohne ihre psychische Belastung ins Lächerliche zu ziehen. Die Selbsttäuschung und das ständige Funktionieren, obwohl man innerlich längst ausgebrannt ist, sind Themen, die wohl viele Leser*innen nachvollziehen können. Besonders spannend ist die Reflexion über Feminismus und die Rolle von Frauen in der Arbeitswelt - ein Aspekt, der im Roman immer wieder aufblitzt.Das Buch entfaltet seine volle Stärke in der präzisen Beobachtung sozialer Dynamiken. Wie Marisa ihre Rolle im Arbeitsleben aufrechterhält, während ihre innere Welt bröckelt, ist zugleich tragisch und komisch. Das lang erwartete Teambuilding-Event, das ihr Albtraum ist, hätte jedoch etwas mehr erzählerische Wucht vertragen können. Nach einem herausragenden ersten Teil verliert der Roman zum Ende hin etwas an Intensität - das Event wirkt weniger chaotisch oder kathartisch, als man vielleicht erwartet hätte.Fazit: Ein kluger, zynischer und erschreckend treffender Roman, der die Absurditäten der Arbeitswelt mit messerscharfem Humor seziert. Geht so hält uns einen Zerrspiegel vor - und wir lachen, weil wir uns darin wiedererkennen. Auch wenn das Finale etwas schwächer ausfällt, bleibt das Buch eine unterhaltsame und nachdenklich stimmende Lektüre für alle, die den täglichen Wahnsinn des Berufslebens kennen.