Zutiefst berührend
Was für eine zutiefst berührende Geschichte um Bernie und Luise, geschrieben von Rachel Soost. Dieser Roman beruht auf wahre Begebenheiten und ist ein Teil Familiengeschichte der Autorin.1924: die junge Luise zieht von Heidelberg nach Berlin und wohnt dort bei ihrer Tante, um eine Ausbildung zur Kindergärtnerin zu starten. Sie lernt Bernhard kennen und die beiden verlieben sich Hals über Kopf. Hat ihre Liebe eine Chance? Bernhards Familie sind Juden und sowohl Bernhards als auch Luises Familie sind gegen die Verbindung. Doch sie setzen sich gegen alle Widrigkeiten zu Wehr. Wir erleben die beiden im verzweifelten Kampf um ihre Liebe und später ums nackte Überleben. Als die Nationalsozialisten immer mehr Stärke gewinnen und Bernhards Familie die Hoffnung nicht aufgibt, dass es nicht schlimmer werden wird, ist es fast zu spät. Mehr möchte ich nicht verraten.Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und Sprecherin Anna-Lena Beck hat das Buch so authentisch eingesprochen, ich hatte stets das Gefühl, die reellen Figuren zu hören, das macht es noch um einiges intensiver. Der Schreibstil ist sehr gefühlvoll, fesselnd, bildhaft und auch humorvoll. Die Autorin gibt ein sehr lebendiges Bild der damaligen Zeit. Die jüdische Bevölkerung hatte seit jeher mit Anfeindungen zu tun und der Glaube, dass es mit Erstarken der Hitlermacht sicher nicht "so schlimm" wird ist spürbar, man möchte den Betreffenden immer ins Ohr flüstern: Flieht so schnell wie möglich.Die Figuren sind ganz wunderbar und sehr realistisch gezeichnet. Bernards Familie und Luise sind reelle Figuren. Die Einbindung des jüdischen Lebens, ihre Religion, ihre Traditionen, ihre Sprache sind hier perfekt positioniert. Man fühlt das Buch richtig, es geht unter die Haut.Rachel Soost hat viele Jahre recherchiert und dies merkt man in jeder Zeile, der Ausgang für Bernhard und Luise ist zum Teil offen und man braucht nicht viel Fantasie, wie es für einige ausgegangen ist. Das Buch hallt unheimlich nach, ich war zu tiefst berührt und betroffen. Rachel Soost gibt dieser fast vergessenen Geschichte einer jüdischen Familie eine Stimme und ein Gesicht. Ich empfehle es so sehr weiter.