Blut, Messer, tote Frau klingt wie der schlimmste Kater meines Lebens, nur dass bei mir am nächsten Morgen höchstens die Pizza von gestern auf dem Boden liegt. Bei Sami Kierce sieht das allerdings ganz anders aus: 2003 wacht er in Malaga auf, mit Mordverdacht deluxe, ohne Erinnerung und mit einer riesigen Lebenskrise im Gepäck. Zack, 20 Jahre später stolpert er in New York über ein Gesicht, das eigentlich gar nicht mehr da sein dürfte Anna. Die Frau, die er angeblich umgebracht hat. Da kann man schon mal ins Grübeln kommen.
Harlan Coben wäre nicht Harlan Coben, wenn er nicht die Kunst beherrschte, aus einer simplen Was zur Hölle ist hier los?-Frage ein ganzes Kopfkino-Feuerwerk zu machen. Sein Markenzeichen: Tempo, Wendungen, Überraschungen, und das in einer Sprache, die direkt in die Magengrube knallt. Man liest, man denkt okay, jetzt hab ichs verstanden, und im nächsten Absatz fällt der Teppich wieder unter den Füßen weg. Nervenkitzel? Check. Schlaflose Nächte? Doppelcheck.
Was mir gefallen hat: Das Spiel mit Erinnerung und Wahrheit. Dieser ständige Zweifel hat Kierce damals wirklich gemessert oder ist das alles ein gigantischer Mindfuck? Ich war ständig zwischen Glaub ich ihm und Oh Gott, der Kerl ist komplett durch. Dazu die Atmosphäre: von glühend heißen Nächten in Spanien bis zum kühlen Beton von NYC das Setting passt wie Gin zum Tonic.
Ein kleiner Abzug: Manchmal drehen sich die Dialoge ein bisschen im Kreis und der eine oder andere Nebencharakter ist so blass wie mein Nachbar beim Schneeschippen. Aber hey insgesamt ist das Buch ein Thriller-Brett, das einen richtig packt. Vier Sterne, weil ich immer noch leicht verwirrt bin, aber auf eine sehr angenehme Weise.