Die junge Assistenzärztin Ellen hat große Pläne. Dass sie nun erst einmal in einem kleinen Krankenhaus festsitzt, geht ihr gehörig gegen den Strich, denn eigentlich will sie in die Forschung. Arbeitskollege Timo ist dabei ihr größtes Problem, denn sie weiß instinktiv, dass er gefährlich ist. Gefährlich für ihr Leben, ihr Herz und ihre gesamte Zukunft.
Meine Meinung:
Anna Hensel überzeugt durch einen flüssigen und mitreißenden Schreibstil, liebenswerte Charaktere und eine packende Handlung.
Am Anfang fiel es mir noch schwer in die Geschichte reinzukommen. Ellen war zwar sympathisch, doch ihre negativen Gefühle und Gedanken gegenüber Timo, dem männlichen Hauptcharakter, fand ich zunächst nicht ganz nachvollziehbar, weil er die absolute Green Flag ist: hilfsbereit, offen, sympathisch und selbstbewusst. Im Vergleich zu ihm verhielt sich Ellen oft sehr rational und kalt. Bei ihr hat mir öfter das Gefühl gefehlt und ich wäre gerne noch tiefer in ihre Gedanken und Gefühle eingestiegen.
Die Anziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren war trotz ihrer Unterschiede sofort da und hat mich zum Weiterlesen gebracht.
Je näher man Ellen kennengelernt hat, desto deutlicher wurde auch, wie sehr sie sich abkämpft, um es allen recht zu machen. Hilfe annehmen oder überhaupt erst danach fragen, kommt für sie absolut nicht infrage, was auch der Grund für ihre anfängliche Abneigung Timo gegenüber zu sein scheint. Mit diesem Wissen fiel es mir dann auch leichter ihre Reaktionen vom Beginn zu verstehen.
Im Verlauf der Geschichte hat sie sich zu einem dreidimensionalen Charakter entwickelt, mit Ecken und Kanten, jemand, der auch mal Fehler macht und seine Schwächen zwar ungern zeigt, aber zu ihnen steht. Dadurch war sie für mich unglaublich realistisch und ich konnte gut mit ihr mitfühlen.
Die Beziehung zwischen Timo und Ellen hat sich gut aufgebaut und wurde mit der Zeit tiefgründiger und greifbarer.
Im Krankenhaussetting habe ich mich sehr wohl gefühlt und manchmal bekam man sogar das Gefühl, mitten in einer Folge Grey's Anatomy zu sitzen. Da wurde es auch öfter so spannend, dass ich das Buch nicht weglegen wollte.
Einige Wendungen konnte man dabei allerdings schon vorhersehen, was ich hier jedoch nicht schlimm fand, da man so noch mehr auf diesen Moment hingefiebert oder ihn sogar gefürchtet hat. Dabei wurden auch die negativen Seiten des Krankenhauslebens gezeigt, einfühlsam und echt.
Bis zum nervenaufreibenden Ende hat sich die Geschichte etwas gezogen, aber dann geschah plötzlich alles Schlag auf Schlag und eine Katastrophe folgte der nächsten. Das letzte Drittel hat mir so richtig den Atem geraubt und ich habe gut mitfiebern können.
Eine schöne und spannende Krankenhausromance bei der man sich wohlfühlen, mitfiebern, lachen und weinen kann.