Eine Aneinanderreihung von Fakten
Ich muss gestehen, dass ich anfangs echt zu kämpfen hatte, um in die Geschichte um Anselm einzutauchen. Die Orte waren mir zwar vertraut, aber der Zugang zum Hauptprotagonisten blieb mir verwehrt. Es war fast so, als hätte der Autor - ein Wissenschaftshistoriker durch und durch - einen regelrechten Wissensschatz abgeladen, ohne dabei den Lesefluss im Blick zu behalten. Ein Beispiel dafür ist das Stauen des Tiefen Sees. Klar, das klingt spannend, aber im Kontext von Anselm hat es sich wie ein Fremdkörper angefühlt. Statt ein Teil der Handlung zu sein, wirkte es eher wie ein Lückenfüller, der den Fluss der Geschichte aufhielt. Für Leser, die mit der Umgebung nicht vertraut sind, könnte es sogar verwirrend und mit nebensächlich Fakten überladen wirken.Im weiteren Verlauf der Geschichte wuchs meine Enttäuschung nur noch: Anselm konnte mich einfach nicht fesseln. Emotionen wurden ersetzt durch Fakten, und das ist wirklich schade! Der Roman liest sich eher wie eine Ansammlung historischer Ereignisse als eine packende Erzählung.Manchmal denke ich mir: weniger ist mehr! Es wäre schön gewesen, wenn die emotionalen Aspekte und die Charakterentwicklung mehr Raum bekommen hätten, um die Geschichte lebendiger und ansprechender zu gestalten. So bleibt der Leser hungrig nach mehr Herz und Seele in dieser historischen Schilderung.