Als Kenzie nach Absolvieren ihres Bachlorstudiums in BWL zurück auf den familiären Pferdehof "Goldcrest" kehrt, trifft sie auf einige Veränderungen und Probleme. Der Hof hat finanzielle Probleme, ihre Schwester birgt ein Geheimnis und ihre Mutter ist überbehütend, weil Kenzie an Epilepsie leidet. Und wenn das nicht schon reichen würde, taucht auch noch ihr ehemals bester Freund Julian auf, der ihr vor Jahren unerwartet die Freundschaft gekündigt hat, nachdem sie sich gerade zum ersten Mal geküsst hatten...
"Goldcrest Manor" hat mich von der ersten Seite an in eine Welt entführt, die irgendwie nach Sommerferien roch: warme Abende, leichte Brisen und dieses wohlige Gefühl, Zeit zu haben. Das Buch strahlt einen Sommer-Vibe aus, den ich absolut geliebt habe auch wenn mein persönlicher Bezug zu Pferdesport und Eliten nach wie vor eher skeptisch ist.
Yvy Kazis Erzählweise hat etwas Gemütliches: Selbst wenn eigentlich nicht viel passiert oder vieles vorhersehbar ist, fühlte ich mich beim Lesen geborgen. Die Geschichte plätscherte eher dahin, ohne starken Spannungsbogen, und trotzdem wirkte sie wie aus einem Guss. Es gab keine atemlosen Höhepunkte, aber einen konstanten Flow, der mich durch die Seiten getragen hat.
Thematisch kreiste die Handlung stark um Geld und zwar in einer Welt, in der alle Figuren reich sind und kaum existenzielle Sorgen kennen. Das machte die Geschichte bzw. deren Figuren für mich manchmal etwas weltfremd. Auch so manch unrealistische Wendung hätte ich mir anders gewünscht, aber glüchklicherweise konnte ich großzügig darüber hinwegsehen.
Kenzie und Julian hätten für mich als Figuren noch mehr Tiefe vertragen. Ich hätte es geliebt, wenn sie sich nach all den Jahren erstmal wirklich wieder angenähert hätten, bevor es körperlich wurde. Auch Kenzies fehlende Offenheit gegenüber ihrer Familie fand ich schade, weil das Potenzial für eine starke, selbstbestimmte Protagonistin da war, aber nicht ganz genutzt wurde. Zudem wirkte die schnelle Verlobung am Ende für mich etwas überholt und zu abrupt.
Besonders spannend fand ich den Aspekt von Kenzies Epilepsie. Leider blieb dieses Thema für meinen Geschmack zu oberflächlich hier hätte ich mir mehr Tiefe und Einblicke in ihre Erfahrungen gewünscht.
Fazit: Am Ende ist "Goldcrest Manor" kein Roman, der mit dramaturgischen Finessen oder tiefgründigen Konflikten überrascht. Aber er ist einer, der für ein paar Stunden Leichtigkeit sorgt. Wenn man den Kopf ausschaltet, kann man sich wunderbar darin verlieren und manchmal ist es genau das, was man braucht.