Worum gehts?
Prepper Per funkt Leo an. Ein Toter liegt unweit seines abgelegenen Domizils, und plötzlich schwebt der Vorwurf im Raum, Per hätte vor über 15 Jahren jemanden verschwinden lassen. Doch wie viel Wahrheit steckt in seiner Unschuldsbeteuerung? Parallel dazu fällt Martin Hill, Leos Freund seit Sandkastentagen, buchstäblich über mehrere Leichen, als sich ein Kindheitstraum erfüllt und er alte, vergessene Orte betritt. Die Vergangenheit öffnet ihre Türen, und dahinter wartet nichts Gutes.
Meine Meinung:
Zu diesem Buch gehen die Meinungen weit auseinander, aber für mich war es ein Volltreffer. Anders de la Motte führt die Reihe um Leo Askers besondere Fälle für mein Gefühl genau so weiter, wie sie begonnen hat: atmosphärisch dicht, fesselnd erzählt und voller unterschwelliger Spannung. In Eisiges Glas bekommen wir nicht nur einen Sog, der einen von Seite zu Seite trägt, sondern auch eine überraschend breite Themenpalette, in die der Autor uns Schritt für Schritt hineinzieht. Man muss allerdings offen sein für einen leichten Einschlag in Richtung Mystik und fast schon Science Fiction für mich passte das hervorragend. Vieles hat mich an meine Lieblingsserien erinnert: ein Hauch Ackerman, kleine Pendergast-Vibes, ein bisschen Sonderdezernat Q. Aber alles bleibt klar erkennbar de la Motte, nie abgekupfert, immer mit dieser eigenwilligen schwedischen Klarheit, die das Ganze zusammenhält.
Wir erfahren mehr über Leo und Martin, beide Figuren mag ich sehr. Sie tragen ihre Vergangenheit sichtbar mit sich herum, ohne zur Karikatur zu werden. Ihr Potenzial ist groß, und de la Motte nutzt es auch. Prepper Per ist ebenso spannend kantig, eigen, voller Fragezeichen. Dazu kommen Schauplätze, die fast wie in ein Exit-Room wirken: abgelegen, beklemmend, perfekt gewählt. Die Art von Orten, bei denen man sofort denkt: Da würde ich selbst gerne nachsehen, obwohl man genau weiß, dass das keine clevere Idee wäre.
Auch der Fall selbst, die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, speziell Leos eigene Geschichte, hat für mich wunderbar funktioniert. Die Insel Blockö, ein Paradies für Urban Explorer und UFO-Fans, die unterirdischen Gänge, die Legenden, die sich darum ranken all das baut eine Atmosphäre auf, die einen regelrecht hineinzieht. Vieles davon könnte ich nicht erwähnen, ohne zu spoilern, aber die Art, wie de la Motte die Verbindung der Szenen um Leo und Martin langsam zusammenführt, fand ich wirklich stark. Der fiktive Fiction-Teil hat für mich gut reingepasst, auch wenn man sich darauf einlassen muss.
Ich war beim Lesen komplett versunken. Die Bilder waren so klar, dass ich kaum gemerkt habe, wie schnell ich durch die Kapitel geflogen bin. Spannend, unerwartet, dicht, genau die Mischung, wegen der ich solche Geschichten lese. Von mir eine deutliche Leseempfehlung und große Vorfreude auf Teil 3. Und ja: Ich hoffe sehr, dass wir dann auch das erweiterte Team rund um Leo näher kennenlernen.
Fazit:
Eisiges Glas von Anders de la Motte liefert eine atmosphärisch dichte, spannend verschachtelte Story, die Mystik, Crime und starke Figuren souverän vereint. Für mich ein packender zweiter Teil, der das Niveau hält und die Reihe souverän nach vorne trägt.
Ganz klare 5 Sterne von mir!