Was haben der Gott des Denkens und der Gott der Bibel miteinander zu tun? André Flimm geht dieser Frage anhand der Philosophie Baruch Spinozas nach und zeigt, dass für diesen die Imagination eine entscheidende Rolle nicht nur für die Religion, sondern auch für die Frage nach einem freudvollen Leben spielt.
Für die einen ist er ein Gotttrunkener, für die anderen ein Zerstörer des Glaubens. Baruch Spinoza ist seit jeher eine schillernde Figur der Philosophie- und Theologiegeschichte. Er entwickelt komplexe Gedanken zu Gott und zum Leben des Menschen in der Welt und betreibt gleichzeitig eine hochdetaillierte Analyse biblischer Texte. Seine Methoden der Bibelauslegung gelten bis heute als Meilensteine der exegetischen Forschung. André Flimm untersucht erstmals in der deutschsprachigen Theologie den genauen Zusammenhang zwischen Spinozas Gottesbegriff und seinem Umgang mit den biblischen Texten. Im Mittelpunkt steht dabei die Analyse der Theorie der Imagination, die in vielerlei Hinsicht eine Scharnierfunktion im gedanklichen System Spinozas einnimmt. Auf diese Weise wird auch eine Neueinschätzung der Rolle Spinozas als religiöser Denker möglich.
Inhaltsverzeichnis
Erster Teil: Einleitung
1. Von der Seite des Teufels an die Seite Christi. Spinozas Aufstieg
2. Zwischen ohne Gott und in Gott . Spinoza in der jüngeren Forschung
3. Die Frage nach der Frage Spinozas
4. Hermeneutische Leitlinien, These und Aufbau der Studie
Zweiter Teil: Materiale Entfaltung. Gott, imaginatio und die Bibelhermeneutik bei Spinoza
5. Ens absolute infinitum. Der Gottesbegriff des ersten Buchs der Ethica
6. Das Affektionsgeschehen in Gott und seine Gestaltung: Genese, Praxis und Auswirkungen der imaginatio in Ethica 2-4
7. Die Bibel in Gott: Das Affektionsgeschehen als Offenbarungsgeschehen und die religionstheoretische Dimension der imaginatio im Tractatus theologico-politicus
Dritter Teil: Systematische Einordnung, Zusammenfassung und Perspektiven
8. Einordnung von Spinozas Ansatz
9. Zwei mögliche (Selbst-)Einwände
10. Zusammenfassung: Das Verhältnis von philosophischem Gottesbegriff und Bibelhermeneutik bei Spinoza
11. Kritische Würdigung und Rückfragen
12. Religion als imaginative Landschaft. Perspektiven nach Spinoza