Im zehnten Band der Kirsten-Bertram-Krimi-Reihe steht Journalistin Kirsten Bertram im Mittelpunkt. Sie stößt auf ein bislang unbekanntes Frühwerk des Dresdner Malers Markus Zwönitz - ein Fund, der nicht nur ihre berufliche Neugier weckt, sondern auch persönlicher Auslöser für eine gefährliche Ermittlung wird. Kurz darauf geschehen im engen Umfeld des Künstlers zwei Todesfälle, und ein Freund Kirstens gerät ins Visier der Polizei. Was folgt, ist eine gefährliche Spurensuche: Die Geschichte verknüpft die Künstlergruppe "Abseits" - einst berühmt für provokative DDR-Aktionen - mit einem Reiterhof namens "Natur" und wirft Fragen auf, inwieweit Vergangenes das Heute bestimmt. Die Situation eskaliert dramatisch, als Kirstens Wohnung angegriffen wird und ihr Mann in Lebensgefahr gerät.Die Stärke der Autorin liegt im vielschichtigen, glaubhaften Bild ihrer Figuren. Kirsten ist keine unantastbare Heldin, sondern eine Frau mit Konflikten: beruflicher Anspruch trifft auf private Unsicherheiten. Diese Balance macht sie nahbar und realistisch. Auch die Nebenfiguren, allen voran die Mitglieder der Künstlergruppe Abseits, gewinnen Tiefenschichten - mit DDR-Vergangenheit, künstlerischer Provokation und moderner politischer Relevanz.Beate Baum schreibt klar, ohne dabei vorhersehbar zu sein. Der Spannungsbogen bleibt konstant hoch, Szenen und Wendungen fügen sich zu einem spannenden narrativen Geflecht aus Kunst, Politik, vergangener Geschichte und persönlichen Beziehungen. Auch die Beschreibung der Dresdner Milieus wirkt präzise und gut recherchiert; die Charakterzeichnungen gelingen mit wenigen, treffenden Strichen.Kunstgerecht ist mehr als nur ein Krimi - es ist ein Spiegel der Gegenwart. Themen wie Rechtsextremismus, Schuld, Vergangenheitsbewältigung und die Rolle der Kunst in politischen Umbruchszeiten sind umfassend vertreten. Dadurch gewinnt die Handlung zusätzliche Relevanz und Tiefe.Kunstgerecht vereint Spannung, psychologische Tiefe und gesellschaftliche Fragen in einem literarisch starken Paket. Beate Baum beweist, dass Krimikunst und politisch-kulturelle Reflexion keine Antagonisten sein müssen - im Gegenteil. Wer intelligente Spannung mit historisch-politischem Hintergrund und empathischer Figurenzeichnung schätzt, findet hier ein überzeugendes Leseerlebnis.Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.