Als seine Großmutter von Luca verlangt, eine Reiche Öl-Erbin zu heiraten, die er als oberflächlich und langweilig empfindet, weiß er sich nicht anders zu helfen, als seine Sekretärin Valentina zu überreden, in eine Scheinehe einzuwilligen. Diese ist zunächst nicht gewillt, darauf einzugehen - als jedoch ihre eigene Großmutter eine medizinische notwendige, zugleich aber leider sehr kostenpflichtige Versorgung benötigt, sagt sie ihm unter der Bedingung zu, finanziell für ihre Abuela aufzukommen. Die Bedingungen der Scheinehe sehen allerdings das Leben unter einem Dach in einem gemeinsamen Bett vor und schon bald verschwimmen die Grenzen zwischen Scheinehe und echter Zuneigung.
Der Roman hat mich wie Band 1 sofort in seinen Bann gezogen und ich konnte ihn kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil ist flüssig und packend, und durch den Perspektivwechsel zwischen Luca und Valentina tauchte ich tief in die Gedankenwelt beider Figuren ein. Besonders Valentinas Sicht hat mir geholfen, mit ihr mitzuleiden und ihre Zerrissenheit nachzuvollziehen.
Allerdings gab es Punkte, die mich stark beschäftigt haben. Zum einen empfand ich die Beziehung zwischen Luca und Valentina teilweise als toxisch. Luca verhielt sich insbesondere zu Beginn besitzergreifend und überschritt für meinen Geschmack körperliche Grenzen, was für mich als Leserin unangenehm war. Auch die Widersprüchlichkeit in Valentinas Handlungen erst sagt sie, sie sei nicht bereit, um dann doch sofort intim mit ihm zu werden wirkte auf mich problematisch, gerade im Hinblick auf die Wirkung auf ein junges Zielpublikum. Hier hätte ich mir mehr Nuancen und eine klarere Abgrenzung von Zustimmung und Ablehnung gewünscht.
Der Plot selbst wirkte manchmal unglaubwürdig: schon im ersten Kapitel stehen Hass und eine frühe Spice-Szene nebeneinander, obwohl die Figuren vorgeben, sich nicht ausstehen zu können. Das wiederholte Wir hassen uns ohne wirklich triftige Gründe erschien mir fadenscheinig und künstlich. Auch die arrangierten Ehepläne der Großmutter fand ich eher verstörend als charmant, auch wenn es zum Ende hin eine Aussprache gab. Ich persönlich finde nicht, dass Familie sich alles erlauben darf, auch wenn sie es "nur gut" mit einem meinen.
Trotz dieser Kritikpunkte muss ich anerkennen, dass Catharina Maura es gelang, die Dynamik zwischen Luca und Valentina emotional glaubhaft aufzulösen. Luca machte im Verlauf der Geschichte eine Entwicklung durch, die ihn mir am Ende sympathischer erscheinen und seine Motive nachvollziehen ließ. Er erkannte seine Übergriffigkeit, die er allerdings nicht vollends einstellen wollte. Gerade weil mich das Buch gleichzeitig fasziniert und innerlich in Konflikt gebracht hat, möchte ich die Reihe weiterlesen Teil 3 ist also fest eingeplant.
Fazit: "The Temporary Wife" ist ein fesselnder Romance-Roman mit viel Drama, Spice und emotionaler Spannung, der aber auch problematische Darstellungen von Machtgefällen und Beziehungen enthält. Unterhaltsam ja. Unkritisch konsumierbar für mich nicht. Ich empfehle ihn Leser*innen, die Lust auf eine packende Liebesgeschichte haben, die aber gleichzeitig in der Lage sind, die toxisch anmutenden Vorgänge klar einzuordnen.