Meinung:
Dieses Buch ist der Auftakt einer düsteren Fantasy-Trilogie, die mit einer stillen Intensität und einem sehr kleinen Figurenkreis überzeugt. Wer Geschichten liebt, in denen sich die Handlung langsam entfaltet und sich auf die emotionale Tiefe der Charaktere konzentriert, wird hier fündig.
Im Mittelpunkt steht Jessamine, eine Prinzessin, deren Leben am Tag ihrer Hochzeit ein tragisches Ende nimmt ermordet von ihrem zukünftigen Ehemann. Doch das ist erst der Anfang: Der Todlose, eine geheimnisvolle übernatürliche Figur, holt sie aus einer mysteriösen Zwischenwelt an der Schwelle zum endgültigen Tod zurück. Damit beginnt eine ungewöhnliche Verbindung zwischen zwei einsamen Seelen, bei der schnell klar wird, dass auch der Todlose seine eigenen Pläne verfolgt und Jessamine ist ein Teil davon.
Was The Deathless One besonders macht, ist die gezielte Reduktion auf wenige Charaktere. Neben Jessamine und dem Todlosen gibt es nur eine kleine Handvoll Nebenfiguren wie die mysteriöse Hexe Sybil die punktuell in die Geschichte eingreifen. Dieser minimalistische Ansatz erlaubt es der Autorin, eine sehr intime Atmosphäre zu schaffen. Die Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren steht klar im Fokus und wird mit viel Gespür für Zwischentöne & mit guten Slow-Burn-Elementen erzählt.
Die Handlung entfaltet sich langsam. Statt actionreicher Szenen erwartet mich ein stetiger, sachter Spannungsaufbau, der durch psychologische Tiefe und eine melancholische Grundstimmung getragen wird. Leider geht hin und wieder der rote Faden verloren, zur Entwicklung eines konkreten Plans zur Rückeroberung des Schlosses, wenn man es so nennen kann, kommt es erst sehr spät und einige Zeitsprünge lassen mich an mancher Stelle den Zeitverlauf aus dem Blick verlieren. Ein etwas schnelleres Erzähltempo wäre v.a. in der ersten Buchhälfte angebracht. Gerne hätte ich mir auch mehr Informationen zum Worldbuildung und dem Magiesystem gewünscht.
Umso besser gelungen ist die Darstellung von Jessamines Figurenentwicklung von der naiven Prinzessin hin zu einer Frau, die bereit ist, für ihr Reich, ihre Freiheit und ihre Würde zu kämpfen.
Der Schreibstil von Emma Hamm ist sehr atmosphärisch, teilweise fast schaurig-märchenhaft, was gut zur düsteren Grundthematik passt. Das Buch lässt für mich viele Fragen offen, was neugierig auf die Fortsetzung macht. Als erster Teil einer Trilogie legt The Deathless One ein solides Fundament, auf dem noch viel aufgebaut werden kann.
Fazit:
Wer gerne in eine ruhige, aber intensive, dunkle Fantasywelt mit starker weiblicher Hauptfigur eintaucht und sich auf eine ungewöhnliche Beziehung einlassen möchte, sollte diesem Buch definitiv eine Chance geben.
3,5 von 5 Sterne