Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Didaktik fü r das Fach Deutsch - Literatur, Werke, Note: 2, Johann Wolfgang Goethe-Universitä t Frankfurt am Main, Sprache: Deutsch, Abstract: In der vorliegenden Arbeit wird die Bedeutung der Rä ume in Judith Hermanns Roman "Sommerhaus, spä ter", der 1988 erschienen ist, untersucht. Dabei wird analysiert, welche Rä ume beschrieben werden, ob bestimmte Rä ume einander gegenü bergestellt werden und ob Grenzü berschreitungen gemä ß dem Modell der Raumtheorie Lotmans zwischen den Rä umen stattfinden.
Mit dem Spatial Turn, auch als topologische Wende bekannt, wurde Ende der 1980er Jahre ein Paradigmenwechsel vollzogen, infolge dessen der Raum als kulturelle Grö ß e wahrgenommen wurde. Seitdem wird dem Raum in der Literatur zunehmend Bedeutung beigemessen, sodass bei der Analyse literarischer Werke neben der Zeit auch der Raum als bedeutendes Untersuchungskriterium herangezogen wird. Anhand des Romans Sommerhaus, spä ter wird betrachtet, welche Rä ume dargestellt werden und welche sozialen Gefü ge innerhalb dieser Rä ume bestehen. Zudem wird untersucht, wie sich Figuren in bestimmten Rä umen fü hlen und inwieweit der Raum das Verhalten der Figuren beeinflusst.
Die Annahme, dass in der Regel jede Person einem Wohnraum zugeordnet ist, gilt heutzutage als selbstverstä ndlich; andernfalls wü rde in Fragebö gen nicht allein nach der Adresse, sondern zunä chst danach gefragt werden, ob eine Person ü berhaupt ü ber eine Wohnung verfü gt. Allein die Tatsache, dass gesetzliche Grundlagen fü r Regelungen in einem Wohnraum bestehen, demonstriert die Bedeutsamkeit des privaten Wohnraums. So gibt es etwa Einrichtungen wie den Mieterschutzbund, und Mieter haben gesetzlichen Anspruch auf eine Mindesttemperatur in der Wohnung. Unter diesen Gesichtspunkten erscheint die Hinwendung zum Raum in der Literatur als mehr als berechtigt, da der Wohnraum zum festen Bestandteil des heutigen Lebens gehö rt.