Zu Ibsens Zeit gingen starke künstlerische Impulse von Norwegen aus. Zahlreiche deutsche Künstler ließen sich inspirieren, bereisten den Norden und beherrschten skandinavische Sprachen.
Die Originalfassung von Henrik Ibsen ist in diesem Buch der deutschen Übertragung gegenübergestellt.
Jeweils links befindet sich der norwegische Text und rechts die deutsche Übertragung. Dem Leser eröffnet sich somit die Möglichkeit, auf das zugrunde liegende norwegische Werk und die deutsche Übersetzung gleichzeitig zurückzugreifen. Da der Text nicht mit Kommentaren versehen ist, bietet die Gestaltung des Buches aber auch die Gelegenheit, jede Fassung jeweils nur für sich zu lesen.
Mit dem vorliegenden Buch steht interessierten Lesern der originale Text von Ibsen und die deutsche Interpretation gleichzeitig zur Verfügung.
Ibsens Peer Gynt entstand nach dem gleichlautenden norwegischen Märchen Per Gynt. In seinem Werk setzte sich Ibsen kritisch mit dem romantischen Nationalismus im Norwegen seiner Zeit auseinander.
Die Geschichte von Peer Gynt ist sehr phantasievoll und reich an Episoden. In Norwegen wird jährlich der Peer Gynt Preis an Personen verliehen, die gegen den Strom geschwommen sind, Veränderungen bewirkt haben oder auch geschäftlich erfolgreich waren.
Die Hauptfigur ist der junge Bauernsohn Peer Gynt, der mit Lügengeschichten versucht, der Realität zu entfliehen. Auf diese Weise verdrängt er, dass sein Vater, der einst sehr angesehene Jon Gynt, Hof und Habe durch Misswirtschaft und zahlreiche Alkoholeskapaden verloren hat. In Peers Phantasiewelt ist die heruntergekommene Behausung jedoch nach wie vor ein strahlender Palast. Auch seinen eigenen Nichtsnutz verklärt er zu heldenhaften Episoden. So schildert er seiner Mutter Aase einen halsbrecherischen Ritt auf einem Bock über einen Grat, möglicherweise der Besseggen oberhalb des Gjendesees im norwegischen Gebirge Jotunheimen. Von seiner Mutter wird Peer überbehütet und glorifiziert, doch soll er immer ihre Version des Lebens teilen. Auf der Suche nach Liebe und Abenteuer findet er sich bald in einer Welt von Trollen und Dämonen wieder. Er entführt Ingrid, die Braut eines anderen. Gleichzeitig verliebt er sich in die aus pietistischem Elternhaus stammende Solvejg, die ihn anfangs nicht erhört, sich ihm später jedoch anschließt.
Nach einem Zeitsprung von etwa 30 Jahren findet sich der inzwischen unter anderem durch Sklavenhandel reich gewordene Peer im vierten Akt in Marokko wieder. Dort wird ihm von Geschäftspartnern sein Schiff mit allen Reichtümern gestohlen. Nach einem Gebet versinkt das Schiff; Peer findet sich mit seiner Armut ab und wendet sich Gott zu. Durch einen Affenangriff wird er in die Wüste getrieben, wo er sich in eine Oase rettet. Von den dort lebenden Jungfrauen erwählt er Anitra, die ihm allerdings die letzten Habseligkeiten stiehlt. Den Tiefpunkt seines Lebens erlebt Peer im Irrenhaus zu Kairo, dem der deutsche Arzt Doktor Begriffenfeldt vorsteht.
Alt und verarmt kehrt Peer Gynt heim, wo er um seine Seele kämpfen muss. In einer berühmten Szene vergleicht sich Peer mit einer Zwiebel, die viele Hüllen, jedoch keinen Kern aufzuweisen hat. In der an einem Pfingstmorgen spielenden Schluss-Szene stellt sich jedoch Solvejg, die ein Leben lang auf die Rückkehr ihres Geliebten gewartet hat, schützend vor ihn und rettet ihn.
Peer Gynt ist unter anderem neben dem Titel Gespenster von Ibsen einer der großen Klassiker der norwegischen Literatur. Diesen Titel hat der Verlag auch als preiswerte deutsche Taschenbuchausgabe im Angebot.