Nachdem die Softwareentwicklerin Brynn gegen ihren Chef ausgesagt hat, kommt sie ins Zeugenschutzprogramm. Mit einem neuen Leben, einer neuen Legende, ausgestattet, soll Brynn nun im 620-Seelen-Ort Echo Cove im entlegenen Alaska untertauchen. Doch ausgerechnet hier hat es vor 10 Jahren einen Mord gegeben. Seitdem sind die Einwohner Fremden gegenüber sehr misstrauisch. Und auch untereinander ist die Dorfgemeinschaft zerstritten. Denn der Mörder wurde nie gefasst.
Jetzt einmal ehrlich: Wenn du ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen würdest, wäre es für dich okay, in einem Dorf zu landen, das dir offen feindselig gesinnt ist? Du wirst in einem baufälligen Haus untergebracht, in dem dein Handyempfang schlecht und Internet erst gar nicht vorhanden ist. Die neue Legende, die du erhältst, ist so ungewöhnlich, dass du nicht eine einzige Frage dazu beantworten kannst. Weißt du, was ich gemacht hätte? Ich wäre wieder in mein altes Leben zurück gegangen und hätte meine Aussage vor Gericht widerrufen.
Die Autorin Julia Pauss schreibt dem Klappentext zufolge gerne über Frauen, die ihren Weg finden. Das würde für mich voraussetzen, dass bei der weiblichen Hauptfigur im Laufe des Buches eine Entwicklung stattfindet. Brynn ist zu Beginn des Buches naiv, hysterisch und unfassbar nervtötend. Zum Ende ist sie naiv, hysterisch und unfassbar nervtötend. Eine Softwareentwicklerin sollte doch zu analytischem Denken fähig sein. Brynn ist jedoch nicht einmal zu einfachem Denken in der Lage. Ich habe selten eine Figur erlebt, die aus ihren Erfahrungen nichts lernt. Wiederholt habe ich überlegt, ob ich das Buch abbreche. Ich möchte keine Geschichten über Menschen lesen, die nur über Instinkte verfügen, die sie ängstlich und hysterisch machen. Die dabei jedoch nie reflektieren, ihr Handeln und Situationen überdenken und sich einfach nie weiterentwickeln.
Gegen Ende steckt Brynn dann auch noch Archer an und auch er handelt lieber instinktiv und irrational. Doch zum Glück bleibt dies nur ein kleiner Ausrutscher.
Da ich nun noch unbedingt erfahren will, warum Ada vor 10 Jahren sterben musste, werde ich Band 2 auch noch lesen müssen. Dabei hoffe ich darauf, dass die Hauptfiguren des zweiten Teils reflektierter, klüger und weniger hysterisch handeln.