Ein Buch, das fordert und belohnt ¿ voller Schmerz, Sehnsucht und Machtspiele. Intensiv, sprachgewaltig und mitreißend bis zum Cliffhanger.
Band 2 der Reihe Die erste Tochter hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Die Sprache ist anspruchsvoll, vielschichtig und voller Bilder, die im Kopf nachhallen. Man muss sich Zeit nehmen, aber genau das macht den Reiz aus - es ist kein Buch zum schnellen Durchfliegen, sondern eines, das fordert und dafür reich belohnt.Im Mittelpunkt steht Myn, deren Weg zutiefst berührt. Ihr Leben ist geprägt von Zwang, von einer aufgezwungenen Ehe und von einer Gesellschaft, die ihr keine Wahl lässt. Gerade diese Ohnmacht macht ihren Charakter so bewegend, denn als Leserin spürt man jede ihrer inneren Kämpfe. Besonders stark empfand ich die letzten Sätze, die ihre Resignation so eindringlich auf den Punkt bringen.Vairrynn ist dabei der stille Gegenpol - zerrissen zwischen Pflicht und seiner Liebe zu Myn. Ihre Beziehung gehört zu den tragischsten, aber auch intensivsten Elementen des Romans. Man spürt, dass sie zusammengehören, auch wenn das System und die Machtspiele des Hohenpriesters sie auseinanderreißen.Die Nebenfiguren wie Mudmal, der unerwartet reift, und die Großmutter als leiser Ruhepol geben dem Roman zusätzliche Tiefe. Besonders faszinierend fand ich die Einführung der Drachenfrauen - ein Element, das eine neue Dimension eröffnet und die Reihe noch größer macht.Das Buch ist düster, voller Schmerz, aber gleichzeitig gewaltig in seiner Bildsprache und Intensität. Und wie schon Band 1 endet es mit einem Cliffhanger, der mich mit Staunen und Vorfreude auf die nächsten Teile zurücklässt.Für alle, die keine Scheu vor sprachlicher Tiefe, vielen Erzählsträngen und einer komplexen Welt haben, ist dieses Buch ein echtes Erlebnis.