Ich hatte zuvor schon etwas über die Let them Theorie gehört, vor allem, dass man andere Menschen einfach machen lassen soll, wenn man ihr Verhalten sowieso nicht beeinflussen kann. Jedoch steckt hinter diesem Buch noch sehr viel mehr.
Die Autorin beschreibt in dem Ratgeber zunächst ihre Theorie und wie sie diese entwickelt hat. Mir hat hierbei der persönliche Bezug sehr gut gefallen, da man als Leser das Erzählte sehr gut nachvollziehen konnte, es authentisch wirkte und man so auch einen guten, nicht trockenen Einstieg in das Buch bekam. In den verschiedenen Kapiteln bringt die Autorin viele persönliche Beispiele unter, die das Erklärte unterstreichen und zugleich Anwendungsbereiche im realen Leben aufzeigen. Dadurch konnte ich mir die einzelnen Ratschläge und Situationen noch besser vorstellen, vor allem, wenn ich so etwas selbst noch nicht erlebt hatte. In dem Ratgeber lernt man nicht nur, dass man andere Menschen machen lassen soll, da man sie eh nicht beeinflussen kann (let them), aber auch, dass man die Kontrolle über seine eigenen Handlungen und Reaktionen hat und diese nicht abgeben sollte (let me). Diese Zweiteilung hat mir richtig gut gefallen, da die Theorie nicht einfach nur daraus besteht, andere Menschen nicht zu kontrollieren, sondern sich seiner eigenen Handlungsmöglichkeiten bewusst zu sein.
Zudem wurden einige wissenschaftliche Studien und Belege für das Erklärte in dem Buch angesprochen, was mir auch sehr gefallen hat. Dies belegt, dass sich die Autorin sich nicht einfach nur alles so ausgedacht hat, sondern dass es empirisch getestet wurde. Jedoch wurden auch viele Ideen und Ratschläge als revolutionär verkauft, die es schon längst gibt und von anderen Wissenschaftlern entwickelt wurden. Natürlich kann man die Lett hem Theorie auf vieles davon anwenden, allerdings sind viele Ideen deswegen nichts neues und daher keine revolutionären Gedanken, die etwas völlig Neues darstellen. Außerdem ist mir aufgefallen, dass sich viele Wortgruppen, teilweise ganze Absätze, in den einzelnen Kapiteln immer mal wiederholen teilweise wortwörtlich. Das nervt irgendwann und das Buch wird deswegen länger als es eigentlich sein müsste. Durch das Wiederholen merkt man sich einige Aspekte zwar besser, jedoch war das für mich etwas zu häufig der Fall.
Ein weiterer Aspekt, der mich an diesem Ratgeber gestört hat, ist, dass vieles in Superlativen beschrieben wurde. Es wird dein komplettes Leben revolutionieren, es wurde von den renommiertesten Forschern geprüft, es ist die einfachste Theorie. Oft wurde sich auch selbst gelobt und die eigenen Arbeiten und die Forscher, die in dem Buch vorkommen, bis ins Höchste gelobt. Die Arbeit von Mel Robbins und den Forschern ist natürlich bemerkenswert, aber das ließ mich an der Glaubwürdigkeit etwas zweifeln, wenn man sich permanent selbst lobt. Außerdem werden auch viele Aspekte vereinfacht dargestellt, die in der Realität nicht so einfach umsetzbar sind. Man solle Rauchern einen gesunden Lebensstil vorleben und selbst mit dem Rauchen aufhören und wenn ich gar nicht rauche? Eine andere Aussage in die Richtung war Du kannst Millionär werden, wenn du es willst., nach dem Motto: Wenn du hart genug arbeitest, wird jeder Millionär und wenn du es nicht schaffst, hast du nicht genug dafür getan. Da wurde es sich meiner Meinung nach an einigen Stellen einfach zu leicht gemacht und viele Dinge zu vereinfacht dargestellt.
Die Let them Theorie war für mich ein interessanter Ratgeber, der von der Grundidee sehr effektiv wirkt. Ob es wirklich mein gesamtes Leben revolutionieren kann, wie es angepriesen wird? Ich weiß es nicht. Allerdings kann man gewiss einige Empfehlungen in den Alltag integrieren und seinen Fokus so mehr auf die wesentlichen Dinge im Leben richten. Dennoch hat dieses Buch für mich auch ein paar zuvor genannte Limitationen. Außerdem konnten mich nicht alle Themen ansprechen, jedoch ist das je nach Mensch und Lebenssituation auch unterschiedlich zum Reinlesen in ein Kapitel, zu dem man gerade Rat braucht, ist es bestimmt nicht verkehrt.