Grace führt die traumdurchtränkte Geschichte von Vengeance fort und begleitet Nemesis auf ihrem gefährlichen Weg durch die Academy of Dream Analysis im eisigen Norden Finnlands. Die Atmosphäre ist düster, intensiv und geprägt von psychologischen Abgründen - und das Konzept rund ums Traumwandeln bleibt weiterhin außergewöhnlich und faszinierend.Als ich damals Vengeance gelesen habe - zu der Zeit, als ich überhaupt erst in das Romantasy-Genre eingestiegen bin - war ich beeindruckt. Die Idee war frisch, spannend und emotional, und genau deshalb hatte ich große Hoffnungen für den Abschluss der Dilogie. Doch nun, lange Zeit später, als ich Grace endlich gelesen habe, hat mich der zweite Band leider nicht mehr so abgeholt wie der erste.¿Der Fokus lag für meinen Geschmack zu sehr auf Mercy - und zwar über weite Strecken hinweg. Vieles fühlte sich nach einer Fortsetzung dessen an, was im ersten Teil bereits ausreichend thematisiert wurde, ohne dass wirklich neue Schichten dazukamen. Dadurch wirkte die Handlung stellenweise oberflächlich und weniger dynamisch. Ich hätte mir mehr Entwicklung gewünscht, mehr Welt, mehr von dem Potenzial, das diese Traumwelt eigentlich bietet.Trotzdem: Das Konzept des Traumwandelns ist fantastisch.¿¿ Psychisch, symbolisch, emotional - es hat so viel Tiefe und hätte locker noch größer erzählt werden können. Und genau darum finde ich die Dilogie weiterhin besonders geeignet für Leserinnen und Leser, die ins Romantasy-Genre hineinfinden wollen. So war es ja auch bei mir damals mit Vengeance: ein großartiger Einstieg, nicht zu komplex, aber trotzdem besonders.Grace bleibt ein solider Abschluss mit starken Ideen, aber für mich persönlich hat es nicht ganz die Tiefe und Intensität erreicht, die ich mir nach dem ersten Band erhofft hatte. Die Basis ist großartig - die Umsetzung diesmal aber etwas zu wiederholend.