Der plötzliche Kindstod eines Babys, der blutüberströmte Küchenhelfer von einem Kreuzfahrtschiff mit zerschnittenem Gesicht, Einbrüche in Sommerhäuser, bei denen nichts gestohlen wird, vier Skelette im Hinterhof von Hildurs, der Todesfall im Seniorenheim, der Auffälligkeiten zeigt.
Und als wäre das noch nicht genug, müssen sich Hildur und ihr strickender Kollege Jakob auch noch mit diversen privaten Problemen herumschlagen, die ansatzweise bereits in den Vorgängern thematisiert wurden. Jakob, der ständig Nachrichten auf seinem Handy bekommt, über die er sich beharrlich ausschweigt und zudem immer noch Schwierigkeiten mit seinem Sohn hat, der die neue Lebensgefährtin seines Vaters kategorisch ablehnt. Hildur, die sich noch immer fragt, weshalb ihre inhaftierte Schwester Björk die Verantwortung in der Stutenblut-Affäre auf sich genommen hat, obwohl alle Hinweise darauf hindeuten, dass Hintermänner die Strippen gezogen haben. Und ihre Fernbeziehung zu Anton, die durch ein unerwartetes Ereignis belastet wird.
Zu viel Stoff für einen einzigen Kriminalroman, und das zeigt sich auch im Verlauf dieses vierten Bandes der Hildur-Reihe, in dem die Autorin Satu Rämö zwar gewichtige Themen wie Menschenhandel, Profitgier und Fischfangquoten anreißt, aber leider immer nur an der Oberfläche kratzt. Sie schafft es zwar, die verschiedenen Fälle zum Ende hin mehr oder weniger nachvollziehbar zu verbinden, wobei hier allerdings weniger Logik und kriminalistische Ermittlungsarbeit im Mittelpunkt steht, als vielmehr Vermutungen und Gedankenblitze Hildur zum Ziel führen.
Dennoch habe ich Die Toten am Meer gerne gelesen. Ich mag diese geerdete Protagonistin und ihre komplizierte Familiengeschichte, letztere zwar immer im Hintergrund vorhanden, aber nie zu viel erzählerischen Raum einnehmend. Und ja, ich mag auch die Beschreibungen dieser dünn besiedelten, rauen Landschaft der isländischen Westfjorde, die perfekt mit dem knappen, aufs Wesentliche konzentrierten Stil der Autorin korrespondieren.