Fantastischer Auftakt einer Reihe, in der Panem auf Realitätsverlust und Emotionen trifft.
Der Autor hat mir das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, meine Meinung beeinflusst das aber nicht.In einer Welt, in der alles falsch sein könnte, sind das wichtigste die Emotionen. Und die werden in der Welt von Arena '89 dazu genutzt, die Realität zu bestimmen - und zur heiß gehandelten Ware. Bei den spektakulären Kämpfen in der Arena 89 werden die Gefühle der Kämpfer:innen unmittelbar via Feel-Links (genialer Pun!) ans Publikum übertragen und es heißt "Alles für die Quote¿. In das Arena-System stolpert auch Reva unfreiwillig - denn das Geld, was sie bei Untergrundkämpfen verdient, reicht nicht, um ihre todkranke Mutter zu versorgen und die Miete zu zahlen. Also verkauft sie sich an Haus Varus und tritt so dem System bei, das ihren Vater auf dem Gewissen hat. In Haus Varus trifft sie auf den Dominus Cassian, einen ehemaligen Arena-Performer, der Kontrolle, Hierarchie und Disziplin über alles setzt. Spätestens als Reva sich bei ihm beschwert, dass wegen des Zustands ihrer Mutter nichts getan wird, obwohl es doch vertraglich vereinbart war, hat er sie auf dem Kieker. Aber als sie in der Arena steht und kämpft, merkt das Publikum: da ist was an der jungen Pitborn, die nicht aufgeben will. Und das bringt Quote und, zu Cassians Missfallen, bringt es Reva Selbstvertrauen.Diese Art von Dystopie ist natürlich genau meins, die Heldin wider Willen, die sich dem System stellt, unter dem sie leidet. Das funktioniert in Panem, das funktioniert auch hier. Aber im Gegensatz zu Panem, mit dem sich das Buch ja auch selbst vergleicht, ist "Arena '89¿ deutlich düsterer und für mich noch etwas brutaler. Und es gibt (noch) keine Lovestory, was ich persönlich auch ziemlich erfrischend finde. Revas Wegbegleiter:innen sind gute Freund:innen oder ihre Familienmitglieder, und natürlich ihr Mentor, die sie dabei unterstützen trotz allem nicht im System unterzugehen. Und ihre Widerstandsfähigkeit und Unbeugsamkeit ist in diesem Buch wohl auch Revas größte Stärke: Sie wird notgedrungen und vielleicht etwas naiv Teil eines brutalen Systems, das nur darauf aus ist, sie zu brechen, um eine Geschichte rund um sie für die Quote zu spinnen. Doch Reva behält ihre Menschlichkeit. Selbst gegenüber ihren Peiniger:innen. Die Idee der Arena hat mich, als semi-interessierte NFL-Zuschauerin, absoluten Wrestlingnoob und passionierte Asterix-Leserin an einen Mix aus Wrestling und Gladiatorenkampf mit NFL-Performer:innen-Trading. Also, wie es sich für eine gute Dystopie gehört, gar nicht so unwahrscheinlich.Was für mich das Buch zu einem absoluten Pageturner gemacht hat, war aber der Schreibstil. Steinthal schafft es alleine durch die Art, wie er schreibt, unglaublich viel Spannung zu erzeugen. Die Charaktere wirken alle unglaublich lebendig und man kann nicht anders, als mit Reva mitzufiebern und mitzuleiden. Wenn der Autor noch eine Kleinigkeit verbessern könnte, dann, dass er eine Contentwarnung hätte einbauen können, einfach, dass es für niemanden zu unangenehmen überraschungen kommt. Aber sonst kann ich nur nochmal wiederholen: Dieses Buch war eins meiner Highlights dieses Jahr. Und ganz klar das Highlight vom August. Ich kann es kaum erwarten, dass Band 2 im Herbst erscheint!P.S.: Ich bin so begeistert, jetzt muss mein Freund es auch lesen. Geht ja immerhin um Sport ;).