Die Wortkombination, die mir in diesem Buch mit am besten gefällt ist: "Feind, Todfeind, Parteifreund".Diese drei Worte habe ich dem Buch "der gute Mensch von Assuan" von Peter S. Kaspar entnommen. Es ist ein Roman über Flüchtlinge, Flüchtlingshilfe und Parteigerangel.Der Ägypter Mansur Ghali kommt 2015 wieder an seinen ehemaligen Studienort Berlin. Durch Zufall lernt er den dealenden Afrikaner Souliman kennen, hört von den Schrecken seiner Flucht auf einem übefüllten Boot. Mansur, ein milliardenschwerer Geschäftsmann sieht das Hilfe gebraucht wird und schon handelt er. Geld hat er genug um seine ehrgeizigen Pläne in die Tat umzusetzten. Es soll ein Selbstversorgerdorf entstehen, in dem Flüchtlinge die dtsch. Sprache lernen und eine Ausbildung bekommen. Doch er hat die Rechnung ohne die Nazigruppe des nahen Dorfes gemacht. Zwar sind die meisten Jugendlichen nur Mitläufer, aber es gibt auch einen "Chef" der Gruppe, der nicht lange redet, sondern sofort zu unrühmlichen Taten schreitet."Was man nicht ändern kann, muss man umarmen", heißt ein Sprichwort und so macht Mansur auch den Nazis das Angebot, in dem Dorf eine Berufsausbildung zu erhalten. Diese willigen mehr oder weniger freudig ein. Es bleibt ihnen keine Wahl, als seinem Vorschlag zuzustimmen. Doch was sie dann erleben gibt ihnen Selbstwertgefühle und es ist, als spürten sie erstmals, dass sie ernst genommen werden und Menschen mit persönlichen Werten sind. Endlich etwas Vernünftiges mit der Zeit anfangen können! Die ersten Bekanntschaften mit Asylbewerbern werden geknüpft und sowas wie zarte Freundschaften geschlossen. Es entsteht ein Geben und Nehmen.Doch es sind nicht nur Flüchtlinge und Nazis, die aufeinander treffen. Da sind auch Parteifreunde, von denen einige schlimmste Verstöße wittern und hoffen, durch das Aufdecken eines Skandals die eigene, politische Karriere in Schwung zu bringen, mit dem Hintergedanken, einen Stuhl zu ergattern, auf dem derzeit noch jemand sitzt.Die Ideen von Mansur sind gut. Doch so weit, so theoretisch. Die Realität ist oftmals eine andere.Woran es liegt? Mhh - Menschen sind keine Roboter die man programmieren kann und dann funktionieren/arbeiten sie wie gewünscht. Es gibt unenedlich viele Unabwägbarkeiten, angefangen bei der jeweiligen Kultur, die sich von unserer mitunter ganz gewaltig unterscheidet, bis hin zum Anspruchsdenken von Flüchtlingen, die aus Rentierstaaten (franz.) stammen. Am einfachsten dürfte die Intergration der Flüchtlinge sein, die es als große und einmalige Chance begreifen, sich in Europa ein Leben aufbauen zu können - egal ob sie für immer bleiben oder in einigen Jahren wieder in ihr Land zurückgehen wollen.Doch diese Themen bleiben ausgespart. Viele der Unabwägbarkeiten, mit denen sich Flüchtlingshelfer in der Realität abgeben müssen, konnte der Autor getrost beiseite schieben. Ist es doch ein Roman und kein Sachbuch. Herausgekommen ist ein sehr interessantes und gut lesbares Buch, das ich gerne weiterempfehle. Mit den Sternchen schwankte ich zwischen vier und fünf, entschied mich am Ende dann doch für fünf, da ich mich von der Ausarbeitung des Themas sehr angesprochen fühle.