Autorin Mechthid Borrmann entführt ihre Leser in diesem tiefgründigen Krimi in die Abgründe der Menschen eines kleinen Dorfes, wo jeder jeden kennt und in dem die Schatten der Vergangenheit wie schwarze Wolken über den Bewohnern hängen. Als Robert Lubisch das Haus seines verstorbenen Vaters Friedrich ausräumt, entdeckt er die Fotografie einer bildhübschen jungen Frau und den SS-Ausweis eines Unbekannten. Aus einer Laune heraus beschließt er, herauszufinden, ob die Frau die Geliebte seines Vaters gewesen ist. Allerdings hat er keine Ahnung, welche Geheimnisse er dadurch aufdeckt, das besser unentdeckt geblieben wären. In zwei Erzählsträngen, die sich auf zwei Zeitebenen entwickeln, tauchen wir in die Nachforschungen von Robert Lubischs von 1997/98 und in Ereignisse der NS-Zeit zwischen 1939 und 1945 ein. Robert Lubisch nimmt Kontakt mit der Journalistin Rita Albers auf, die in jenem Haus wohnt, das in der Vergangenheit seines Vaters eine Rolle gespielt hat. Die wiederum wittert eine heiße Story und beginnt zu stöbern. Dabei entdeckt sie Erstaunliches, was Lubisch allerdings von einer Veröffentlichung abschreckt, weil es das Ansehen seines Vaters, der ein erfolgreicher Geschäftsmann war, beschmutzen könnte. Als dann Rita Albers ermordet wird und Lubisch unter Mordverdacht gerät, setzt er deren Nachforschungen fort. Meine Meinung: Dieser Krimi, der vor der Kulisse der NS-Zeit spielt, zeigt den Mikrokosmos eines eines kleinen Dorfes, in dem Geheimnisse kaum geheim bleiben. Selbst nach dem Tod so mancher Betroffener und Beteiligter schwebt das Damoklesschwert der Entdeckung über den Menschen. Die Autorin zeichnet ein bedrückendes Bild der Dorfgemeinschaft, deren Zusammenhalt und Lebensplanungen in der NS-Zeit völlig durcheinander gerät. Da werden Freundschaften von Jugendlichen nicht nur durch Einberufungsbefehle zerstört, sondern auch durch Verrat und Intrigen, die auch davor nicht zurückschreckten, ein sechsjähriges Kind zu einer Aussage zu nötigen, deren Folgen in einer Katastrophe münden. Und alle jene, die damals das Sagen hatten, schaffen es auch nach dem Zweiten Weltkrieg sich Macht und Einfluss zu sichern. Mechthold Borrmann hat hier einen hervorragenden Kriminalroman geschrieben, der zu Recht den Deutschen Krimi Preis 2012 erhalten hat. Ihre Charaktere sind authentisch. Die Konflikte der Vergangenheit sowie der Gegenwart sind subtil und dramatisch erzählt. Fazit:Gerne gebe ich diesem Krimi 5 Sterne und eine Leseempfehlung.