Ein Roman von grosser Wucht und Härte ¿ sprachlich meisterhaft, aber schwer zugänglich. Bewundernswert, doch gnadenlos.
Einfach macht es einem McCarthy mit diesem Roman nicht. Blood Meridian spielt grösstenteils während des Mexikanisch-Amerikanischen Kriegs (1846-1848). Wir folgen "The Kid", der sich einer Gruppe von Skalpjägern anschliesst - eine Reise in eine Welt aus Schmutz, Blut und Finsternis.Der Roman strotzt vor Brutalität. McCarthy erzählt unerbittlich, reiht Beschreibung an Beschreibung, nur unterbrochen von schlichten, oft wenig aufschlussreichen Dialogen. Er verzichtet auf Erklärungen oder Einblicke in das Innere seiner Figuren. Die Folge von Hauptsatz auf Hauptsatz hält einzig fest, was geschieht - als wäre das Geschehen eine unantastbare Wahrheit.Die Sprache ist dicht und zugleich poetisch, die Lektüre fordernd, mitunter ermüdend. Die Figuren verändern sich kaum; was sich entwickelt, ist allein das Verhältnis zwischen ihnen im Verlauf der Ereignisse.Ein Western, ja - aber einer, der die vertraute Erzählung von Gut und Böse auflöst. Das Böse ist mächtig, das Gute schwach, kaum mehr anwesend. McCarthy entwirft ein apokalyptisches Szenario, in dem Gewalt zum Grundprinzip geworden ist.Lohnt sich die Lektüre? Unbedingt. Der Roman überlässt dem Leser viel Raum für Deutung. Doch es bleibt die Frage, ob McCarthy uns seine sprachliche Meisterschaft nicht zu sehr vorführen will - als Selbstzweck, nicht als notwendiges Stilmittel. Ein Buch, das ich nach der Lektüre besser finde, als während ich es las - und das sagt auch etwas.