Mein Leseeindruck, subjektiv, aber spoilerfrei ;)Ich habe vor x Jahren einmal ein Buch der Autorin gelesen und obwohl dieses hier wahrscheinlich ihr bekanntestes Werk ist, hat mich die hohe Seitenzahl immer etwas abgeschreckt. Weshalb ich zwischendurch auch immer wieder zur Hörbuchversion gegriffen habe ;)Die Vertonung durch Luise Helm fand ich einfach grossartig!! Sie hat den verschiedenen Charakteren mir ihrer variantenreichen Stimme Leben eingehaucht und es fühlte sich beim zuhören an, als würde ich einen Film anschauen. Aber auch die Printausgabe lässt sich sehr angenehm lesen, denn der Schreibstil ist flüssig, bildhaft, atmosphärisch und es wurde trotz den über 600 Seiten tatsächlich nie langatmig. Erzählt wird aus der Sicht der beiden Schwestern Vivianne und Isabelle im personalen Stil ( ausser die Abschnitte aus dem Jahr 1995, diese sind in der ICH-Form) jedoch nicht abwechslungsweise und zeitweise findet der Wechsel auch innerhalb des Kapitels statt. Dies fand ich persönlich manchmal etwas mühsam oder unübersichtlich und hat mich aus dem Lesefluss gebraucht. Gerade in der Hörbuchvariante viele es mir noch schwerer, diese Übergänge wahrzunehmen. Zusätzlich gibt es auch noch Zeitsprünge, diese sind jedoch am Anfang des Kapitels klar mit der Jahreszahl deklariert.Obwohl wir also nicht aus der ICH- Perspektive lesen, spürte ich eine gute Verbindung zu den jeweiligen Protagonistinnen und fand die Charakterausarbeitung wirklich gelungen. Ich mochte es, wie verschieden die beiden Schwestern sind, die rebellische Isabell und Vivianne mit ihrer eher besonnen Art. Wie sie sich im weiteren Verlauf auch veränderten und weiterentwickelten, wobei mich dieses Zitat hier unter anderem beeindruckte "Denke nicht darüber nach wer sie sind. Denk darüber , wer du bist, und darüber, mit welchen Opfern du leben kannst, und welche dir den Halt nehmen würden" . Weitere wichtige Personen für die Handlung fand ich ausreichend dargestellt, wenn vielleicht auch etwas stereotypisch. Obwohl dies hier vor allem eine Erzählung über zwei Schwestern ist, gibt es doch auch noch eine Liebesgeschichte, die aber nicht allzu viel Raum einnimmt. Für mich war sie ehrlich gesagt nicht fühlbar und auch etwas zu dramatisch dargestellt, dies ist aber sicher Geschmackssache.Der Einstieg in die Geschichte mit dem Jahr 1995, fand ich geschickt gewählt, da er wahnsinnig neugierig darauf macht, was denn geschehen ist und man als Leser auch nicht genau weiss, ob man nun hier aus Viviannes oder Isabelles Sicht liest? Wie schon erwähnt mochte ich den Schreibstil sehr gerne, da sehr lebendig und emotional erzählt wird. Ohne jedoch zu detailliert und über mehrere Seiten bestimmte Kriegsereignisse auszuschlachten, dafür war ich der Autorin sehr dankbar, es war auch so für mich teilweise kaum auszuhalten. Ich fand es ebenfalls eindrücklich dieses ganze Szenario aus der Sicht von Frauen zu lesen, auch hier möchte ich kurz aus dem Buch zitieren: "Männer erzählen Geschichten"..." Frauen machen mit dem Leben weiter. Für uns war es ein Schattenkrieg. Und nachdem er vorbei war, gab es keine Paraden für uns, keine Orden, keinen Platz in den Geschichtsbüchern. Im Krieg taten wir, war wir tun mussten und nachdem er vorbei war, sammelten wir die Scherben ein und fingen noch einmal von vorne an"! Das Ende war rund und gelungen, obwohl mir plötzlich alles fast ein bisschen zu schnell ging, fast wie bei einem Epilog. Ansonsten kann ich aber sagen, dafür dass ich eigentlich nie in diesem " Kriegs- Genre" lese, hat mir dieses Buch tatsächlich sehr gut gefallen und es wird sicher nicht mein letztes Werk der Autorin gewesen sein.Ich vergebe gerne 4,5 Sterne