Viele Klischees ¿
In einem öffentlichen Bücherschrank entdeckte ich zwei Jugendfantasyromane von Mechthild Gläser: "Die Buchspringer" & "Emma, der Faun und das vergessene Buch". Da ich sie für unsere Schulbibliothek in Betracht zog, wollte ich vorab wissen, ob sie sich für unsere Jugendlichen eignen. Also griff ich kurzerhand zu den Hörbuchversionen, um mir selbst ein Bild machen zu können.Meine Erwartungen waren nach "Die Buchspringer", das mich eher enttäuschte, deutlich gesunken. Trotzdem hoffte ich, dass "Emma, der Faun und das vergessene Buch" mich mehr fesseln würde. Tatsächlich gefiel mir diese Geschichte anfangs besser, doch der positive Eindruck hielt nicht lange an. Die Handlung startet spannend und geheimnisvoll, verliert jedoch schnell an Schwung. Viele Wendungen lassen sich früh erahnen, wodurch der Reiz des Unerwarteten fast vollständig fehlt.Auffällig ist außerdem, wie stark die Autorin auf gängige Muster und Klischees setzt. Es gibt eine vorhersehbare Handlung und Figuren, die nur oberflächlich wirken. Ich persönlich konnte mich mit den Charakteren kaum anfreunden. Besonders die Liebesgeschichte wirkt, als sei sie aus dem Nichts entstanden. Ich fragte mich mehr als einmal, ob mir beim Hören eine entscheidende Passage entgangen war.Auch die Altersdarstellung passt für mich nicht recht. Emma ist offiziell 16 Jahre alt, doch ihr Verhalten lässt sie deutlich jünger erscheinen. Tiefe, Reife oder innere Entwicklung konnte ich kaum erkennen. Dazu kommt eine Szene, in der Alkohol eine Rolle spielt. Zwar wird niemand dauerhaft betrunken dargestellt, doch gerade in einem Jugendbuch ab zwölf Jahren hätte ich auf diese Episode lieber verzichtet.Der titelgebende Faun, der auf dem Cover der Hardcoverausgabe eine zentrale Bedeutung suggeriert, tritt zudem viel zu selten auf. Von dieser Figur hätte ich mir mehr Präsenz und Einfluss auf die Handlung gewünscht. Stattdessen bleibt er blass und beinahe austauschbar. Schade, denn gerade hier lag für mich das größte Potenzial der Geschichte.So bleibt am Ende ein Buch, das mich stellenweise unterhielt, aber nicht wirklich überzeugen konnte. Die Idee ist charmant, aber die Umsetzung nicht ganz ausgereift. Für unsere Schulbibliothek werde ich es daher nur mit Vorsicht empfehlen, denn für mich hat es nicht die Stärke, die ich mir für junge Fantasyfans wünschen würde.©2025 adlatb