Im 2. Band der Dilogie um die Dorfärztin Leni geht es um ihr gemeinsames Leben mit Ehemann Matthias und Tochter Marie in ihrem Geburtsdorf. Leni wird inzwischen von der Dorfbevölkerung als Ärztin akzeptiert, doch noch immer gibt es Probleme mit ihrer Mutter, die noch immer der Meinung ist, das Leben ihrer Kinder bestimmen zu müssen. Auch die Beziehung zu Matthias ist nicht frei von Problemen, da er jedesmal davonläuft, wenn es Unstimmigkeiten gibt.
Auf einer zweiten Erzählebene schildert die Autorin, wie Leni und Matthias in der Vergangenheit zusammengefunden haben und doch immer wieder voneinander getrennt wurden.
Durch diesen häufigen Wechsel der Zeitebene bleibt das Buch abwechslungsreich. Es ist flüssig zu lesen, vor allem, wenn man den ersten Band kennt. Dieser ließ ja einige Fragen offen, diese werden nun im zweiten Band beantwortet.
Das harte und entbehrungsreiche Leben in den 1920er Jahren ist sehr realistisch und eindrucksvoll geschildert. Auch die Familienkonstellation mit der starken und bestimmenden Mutter kann man sich als Leser sehr gut vorstellen.
Leni ist eine sympathische und authentische Protagonistin; dadurch, dass sie unbeirrt ihren Weg geht und sich weder durch ihre Gehbehinderung noch durch die Tatsache, dass sie als Frau einen damaligen Männerberuf ergreift, beeinflussen lässt, ist sie ein echtes Vorbild.
Was mich ein bisschen gestört hat, ist ihre Beziehung zu Matthias
Dieses ständige Weglaufen von ihm, statt sich Problemen zu stellen, war auf Dauer ein bisschen zu viel. Wie Leni ihn dennoch so attraktiv finden und bedingungslos lieben konnte, war mir ein bisschen ein Rätsel, hatte er sie doch sehr oft im Stich gelassen.
Weiterer Kritikpunkt von mir ist die sehr einfach gehaltene Sprache, die an manchen Stellen auch nicht in den 1920er Jahre gepasst hat.
Alles in allem ein unterhaltsamer Roman mit kleinen Schwächen, den ich gerne gelesen habe.