Anfang etwas langwierig, dennoch sehr gut geschrieben, spannend und zum Ende wild - die Wendungen hätten gern schon teils eher kommen können
Als Maggie Holts Vater stirbt, erbt sie das Haus ihrer Kindheit - Baneberry Hall. Vor knapp 25 Jahren ist ihre Familie fluchtartig aus diesem Haus geflüchtet. Doch Maggie hat keine Erinnerungen mehr daran. Ihr Vater hat über die Ereignisse von damals ein Buch geschrieben, dass es in dem gewissen Haus spukt. Immer wieder hat er ihr versichert, dass er die Wahrheit geschrieben hat, doch Maggie kann dem nicht glauben. So geht sie zurück nach Baneberry Hall, nicht nur um es zu renovieren und später zu verkaufen, sondern vor allem um die Wahrheit herauszufinden, warum ihre Familie aus dem Haus geflüchtet ist. Der Autor kann sehr gut schreiben und saugt einen förmlich in die Geschichte hinein. Den Anfang fand ich recht bedächtig und es hat an sich länger gedauert bis wirklich etwas Bahnbrechendes geschehen ist. Dennoch hat es sich die ganze Zeit gut lesen lassen. Die Geschichte wird aus zwei Sichten erzählt. Einmal von Maggie in der Gegenwart, die verzweifelt versucht herauszufinden, was denn nun wirklich wahr im Buch ihres Vaters ist. Dabei stößt sie schon bald auf Ungereimtheiten und fühlt sich bestätigt, dass ihr Vater ein Lügner ist. Aber es tauchen auch immer wieder Details auf, die zeigen, dass auch Wahrheit in dem Buch liegt. Sie ist nämlich sehr unleidig mit dem Buch. Da es ein Bestseller wurde, hat es sie die gesamte Zeit beeinflusst, ihr die Kindheit schwierig gemacht. Zudem fühlt sie sich die ganze Zeit von ihren Eltern verraten, dass sie ihr nicht die Wahrheit erzählen.Mordfälle aus der Vergangenheit werden aufgegriffen, die dem Haus anlasten und dann gibt es ja noch das verschwundene Mädchen von nebenan - Petra Ditmar. Die Geschichte ist spannend, da immer wieder neue Details ans Licht kommen, aber auch dramatisch und schmerzvoll, da so viele Figuren auch ihre eigene Geschichte haben. Ob nun die Opfer, die in dem Haus passiert sind oder auch die zurückgelassenen Angehörigen wie die Schwester von Petra und ihre inzwischen demenzkranke Mutter. Die zweite Sicht bekommt man von Ewan Holt, Maggies Vater bzw. liest man hier das erschienene Buch von ihrem Vater. Dort beschreibt er aus der Ich-Perspektive, was damals in Baneberry Hall geschehen ist.Während es in der Gegenwart sich mehr wie ein Thriller liest, driftet der Vergangenheitsteil mehr ins mystische und spukige ab, was ich aber nicht schlecht fand. Ich war aber ähnlich skeptisch wie Maggie, dass da vieles nicht stimmen kann, was Ewan geschrieben hat.Es war dann schon sehr cool, wie sich die beiden Handlungsstränge überschnitten hat und wie man langsam die Zusammenhänge herausbekommen hat. Am Ende des Buches wurde es sehr wendungsreich. Da kam eine unfassbare Wendung nach der anderen und... ja, das fand ich etwas ungünstig. Es war sehr geballt und irgendwie wäre es doch schöner gewesen, wenn man schon früher so ein paar Wendungen gehabt hätte. Eine Zeitlang ist man doch sehr auf der Stelle getreten und da wäre es doch geschickt gewesen, wenn man da so eine Wendung mit eingebaut hätte.Zudem fand ich den Grund, warum Maggies Eltern so gehandelt haben, wie sie es haben... ich weiß ja nicht. Maggie war damals 5 Jahre alt. Das Handeln von ihren Eltern konnte ich nicht nachvollziehen, weil es einfach nur dumm war.Das Maggie sich gar nicht mehr an die Zeit von Baneberry Hall erinnern konnte, fand ich anfangs recht seltsam, allerdings bei dem traumatischen Erlebnis, kann man wohl verstehen, dass es tief verdrängt wurde aus Schutz. Zudem, an was kann ich mich denn noch erinnern, als ich 5 war? Ich wüsste nicht, dass ich da eine klare Erinnerung hätte. Fazit: Das Buch hat sich sehr gut lesen lassen. Es war spannend und gerade zum Ende wendungsreich. Der Grund für die Geheimniskrämerei der Eltern fand ich seltsam und nicht wirklich nachvollziehbar. Der Anfang war etwas langwierig und ich finde es immer schwierig, wenn sich alles auf das Ende ballt, anstatt das geschickt in der Geschichte zu verteilen. Ein guter Thriller - 4 Sterne.