Gute Streitschrift, dass das Justizsystem immer noch patriarchal geprägt ist. Die erste Hälfte gestaltete sich aber arg zäh.
Wenn das eigene System, für das man jahrelang selbst eingestanden ist, sich gegen einen wendet - das passiert Tessa Ensler, Juristin. Während sie selbst Sexualverbrecher herausboxt, passiert ihr eines Tages das, womit sie niemals selbst gerechnet hatte und sitzt auf einmal auf der anderen Seite und merkt, dass das Justizsystem doch nicht so fehlerfrei ist, wie sie immer glaubte. Suzie Miller hat hier wirklich ein interessantes Justizdrama geschrieben, wo sie klar den Finger in die Wunde legt. Nämlich, dass das Justizsystem immer noch patriarchal geprägt ist und eher die Täter schützt als die Opfer. Dabei zeigt sie zusätzlich auch noch auf, dass Klassenunterschiede immer noch da sind und es schwer ist, diese zu überwinden. Und das alles schafft Miller indem man ihre Hauptfigur Tessa in ihrem Leben begleitet, teilweise in Rückblenden zu ihrer Vergangenheit, die das ganze nochmal unterstreichen. Gut gefallen hat mir auch, dass man hier einen guten Einblick in das britische Justizsystem bekommt, dass sich doch schon ein wenig vom deutschen unterscheidet. Ich muss allerdings sagen, dass die erste Hälfte des Buches sehr langatmig und zäh war. Bis Fahrt bzw. Spannung in die Story kam, hat es schon gedauert. Stellenweise wollte ich deshalb das Buch schon frustriert zur Seite legen. Aber durchhalten lohnt sich.Mein Fazit: Ein packendes Justizdrama, was aber viel Anlauf braucht