Liska ist verzweifelt: Als einziges Mädchen in ihrem streng christlichen Dorf ist sie mit Magie gesegnet - oder wie der Pfarrer sagen würde - eine Hexe. Als sie keinen Ausweg mehr sieht, setzt sie all ihre Hoffnung in eine alte Legende, deren Erfüllung sie nur im Driadwald findet: Dem Ort, wo die Geister und Dämonen hausen. Aber sie hat die Rechnung ohne den Wächter des Waldes gemacht... "Wo die Nacht verweilt" verspricht ein magisches, slawisches Märchen. Jedenfalls mangelt es nicht an Folklore und ländlichem historischem Setting (rückschrittliches Gedankengut mancher Protagonisten inklusive). Die Handlung erinnert ein wenig an eine wilde, märchenhafte Mischung aus "Für den Wolf" und "Starling House", kommt allerdings mit sehr viel weniger Worldbuilding aus. Klar der Wald ist mysteriös und düster und die Geister geheimnisvoll, doch die Hintergründe zur Welt und zur Magie bleiben eher unscharf umrissen - eben wie im Märchen. Zugegebenermaßen hat mich das diesmal aber nicht so sehr gestört. Denn unterhaltsam war die Geschichte allemal. Spannung kam schnell auf und die Handlung behielt dieses Tempo auch bis zum Schluss bei, viel Zeit zum Nachdenken blieb da gar nicht. Ebenfalls typisch märchenhaft war die Liebesgeschichte. Wenig überraschend und manchmal mit Augenroll-Potential, aber irgendwie passt es auch perfekt. Am Ende hat die Autorin dann auch noch mal gut die Kurve gekriegt, damit das ganze nicht zu kitschig wird. Am Ende bleibt ein Buch für alle, die es ein bisschen düster und atmosphärisch, magisch und romantisch mögen, aber auch ohne ausgeklügeltes Weltensystem auskommen. Wer "Starling House", "Für den Wolf" oder "How to Seduce a Sorcerer" mochte, dem wird auch diese Geschichte gefallen.