Spannende Lektüre, jedoch kein Thriller wie auf dem Titel bepriesen.
Stellen Sie sich vor, es wäre möglich, der Sterblichkeit ein Schnippchen zu schlagen. Was wäre Ihnen das wert? Wie weit würden Sie für das ewige Leben gehen? - In knappen Worten ist das die Grundidee hinter "Die Abschaffung des Todes" von Andreas Eschbach. Ich habe einige Zeit gehadert, ob ich das Buch überhaupt lesen soll - auch wegen der anfangs kritischen und enttäuschten Rezensionen. Mit dem Hinweis "Lies es einfach wie einen Roman, nicht wie einen Thriller" gab ich dem Schmöker dann doch eine Chance und wurde positiv überrascht. Eschbach zeichnet eine gewagte, wenn auch nicht neue Idee, die gesellschaftlich, politisch und medizinisch großes Potenzial für Polarisation und eigene Auseinandersetzung mit dem Stoff bietet: Der Upload des menschlichen Gehirns in eine digitale Umgebung. Die Idee der "Windover View", einer nachrichtendienst-ähnlichen Zeitung für Superreiche mit höchst elitärem und selektivem Zugang zu den exklusiv erhobenen Informationen, hat mich sehr angesprochen. Ein solches Medium fände wohl auch im echten Leben viel Anklang und die breite Masse der Weltbevölkerung hätte keine Ahnung, was da eigentlich vor sich geht. - Bei genauerem Nachdenken könnte eine solche Publikation auch heute schon existieren, sicher verborgen vor den Augen der breiten Öffentlichkeit. Dem allgemeinen Lesevergnügen standen mir zeitweise die zahlreichen Charaktere im Wege, die gut auch hätten reduziert werden können, um der Leserin / dem Leser den Überblick etwas zu erleichtern. Auch waren mir persönlich zuweilen die medizinischen Ausführungen für eine belletristische Lektüre zu ausführlich, auch wenn es auf die Glaubwürdigkeit des Unterfangens und der grundsätzlichen Machbarkeit der Idee einzahlt. Unter dem Strich eine gelungene Lektüre, wenn auch sicherlich kein Thriller, wie die Angabe auf dem Titel verspricht. Mit der Erwartungshaltung an einen in Teilen durchaus spannenden Roman decken sich, meiner Einschätzung, Inhalt des Buches und die Erwartungshaltung der Leser:innen deutlich besser.