Intensives Kammerspiel mit wundervollen Naturbeschreibungen.
Fünf Menschen auf einer Insel am Rande der Welt. Ein Vater mit seinen drei Kindern und eine Fremde, die an die Küste gespült wird. Charlotte McConaghy gelingt ein intensives Kammerspiel, das mich mit seinen wundervollen Naturbeschreibungen und gerade durch seine Themen Klimakatastrophe, Verlust, Trauer und Zusammenhalt überzeugt hatKlimaangst ist wohl das bekannteste aller Klimagefühle, aber es gibt noch viel mehr. Klimatrauer empfinden nicht minder viele Menschen, Trauer über alles, was wir durch die Erderhitzung verlieren werden.""Alles auf der Welt wird verbrennen, ertrinken oder verhungern, auch wir", sagt Orly, und es ist, als hätte Rowan diese Tode mitgebracht, aus einem Land, das so lebensfeindlich ist, dass ich keine Ahnung habe, wie ich meine Kinder jemals wieder dorthin zurückbringen soll."Diese fünf Menschen haben schon viel verloren. Zuallererst Dominic, der Vater, der nach dem Tod seiner Frau die Arbeit auf der Insel in Subantarctica angenommen hat. Diese individuelle Trauer, das wird schnell klar, stammt teilweise bereits von der Erderhitzung und diese wird noch viel mehr Grund zur Trauer geben.Aber das sind alles die tieferen Ebenen. Zunächst beschreibt "Die Rettung" die Schönheit und Wildheit der Natur, das einfach Leben, das Dominic und seine Kinder, zwei Teenager, ein Junge, hier erleben. Die Übersetzung von Jan Schönherr transportiert diese Schönheit sehr stimmig."Ein großes Vorhaben: die Rettung der Menschheit. Aber ehrlich gesagt sind wir nicht deswegen hier. Ich brauchte einfach einen Job, und zwar weit weg von allem anderen. Mit einem tieferen Sinn wurde er erst später erfüllt - in Wahrheit erst, als mein Jüngster seine Tragweite erkannte."Auf der Insel gibt es Dort gibt es eine Forschungsstation und ein Saatgutlager - und Geister der Toten. Die Forschungsstation ist verlassen und es ist zunächst nicht klar, warum. Rowan, die Frau, die angespült wird, ist zunächst ein Fremdkörper, ihre Ziele sind denen der anderen genau entgegengesetzt. Hier hängen viele große Geheimnisse in der Luft. Und gerade zum Ende habe ich atemlos gelesen. Dazu kam, dass mich die fasziniert hat, welche Haltungen die fünf Figuren angesichts des kommenden Untergangs entwickeln.Die Geheimnisse sind dann aber auch mein Kritikpunkt: McConaghy entblättert uns die Geschichte aus der Sicht von unterschiedlichen Figuren - es sind mehr als die fünf. Irgendwann hat mich dann doch gestört, dass die Protagonist*innen wissen, was gesehen ist, uns dieses Wissen aber vorenthalten wird. Das ist einfach ein Fakt in Büchern, der mich immer nervt, weil es künstlich wirkt.Ansonsten mochte ich dieses intensives Kammerspiel wirklich gerne. 4 von 5 Sternen.