Wir sind diesmal auf der fiktiven Insel Shearwater, deren Vorbild die tasmanische Macquerie Insel ist, die sich zwischen Tasmanien und der Antarktis befindet. Dort wohnt Dominic Salt mit seinen drei Kindern Raff, Fen und Orly. Das Forscherteam, welches zuvor ebenfalls auf der Insel lebte, ist bereits abgereist. Ihre Aufgabe war es, einzelne Pflanzensamen zu schützen, aufzubewahren und zu katalogisieren. In einem Schutzbunker sollen sie den Fortbestand und die Nahrungsgrundlage für die Zukunft sichern. Doch der zuvor sichere Ort ist stark gefährdet, denn der Meeresspiegel steigt und macht das Leben auf der Insel, wo sich Seebären, Robben und Pinguine tummeln, bald unmöglich. Deshalb müssen auch die Salts Shearwater in wenigen Wochen verlassen.Eines Tages wird jedoch während eines schlimmen Sturmes eine schwerverletzte Frau an die Küste gespült. Obwohl die Versorgungslage bereits knapp und die Stromversorgung während des heftigen Sturmes ausgefallen ist, bleibt der Familie nichts anderes übrig, als Rowan aufzunehmen. Sie spürt jedoch, dass sie unerwünscht ist und hat bald die Vermutung, dass Dominic und die Kinder ein Geheimnis haben. Aber auch Rowan verbirgt etwas und hatte einen Grund zu den Shearwater Inseln zu gelangen....Die Autorin bleibt sich auch in ihrem neuen Roman ihrem Stil und dem Thema treu. Ihr Schreibstil ist eine Mischung aus Poesie und eindringlicher Realität. Ihre unmissverständliche Warnung bezüglich des kommenden Klimakollapses macht nachdenklich. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Figuren erzählt. Der Name des jeweiligen Erzählers steht über den Kapitelanfang.Mit Dominic wurde ich anfangs nicht wirklich warm und auch später fiel es mir bei ihm am Schwierigsten ihn zu mögen. Er liebt seine Kinder zwar aufrichtig, aber bei seiner Erziehung macht er wirklich sehr viel falsch. Besonders Fen gegenüber empfand ich Mitleid, die das Gefühl hatte, von ihrem Vater einfach übersehen zu werden. Mit Rowan hat sie endlich eine weibliche Ansprechperson, die auch zu ihr durchdringen kann. Raff hat ebenfalls große Probleme. Die Lösung für diese werden völlig falsch von seinem Vater vorgelebt, der ihm seine Wut an einem Boxsack abtrainieren lässt. Raff empfindet dabei immer mehr Wut, die er nur auf diesem Wege rauslassen kann. Wie sich die Kinder nach dem Verlassen der Insel jemals gegenüber anderen Menschen verhalten sollen, habe ich mich des Öfteren gefragt.Einzig Orly hat noch etwas Unbekümmertes an sich. Er liebt die Pflanzenwelt, kennt alle Samen mit lateinischen Namen und weiß wirklich sehr viel. Manchmal habe ich mich allerdings gefragt, ob er nicht zu erwachsen für sein Alter wirkt. Andererseits hat er auf der einsamen Insel nicht viele Möglichkeiten sich mit etwas anderem zu befassen, außer mit der Pflanzen- und Tierwelt, die ihn auch noch richtig begeistern kann.Als Leser fragt man sich ebenfalls, wer nun Rowan eigentlich ist. Woher kommt sie und warum war ihr Ziel die Insel Shearwater?Während ich das Buch bei 36°C begonnen habe und es beim Lesen für ein bisschen Abkühlung gesorgt hat, wurde es bei uns kalt und regnerisch bei nur mehr 13-15°C. Dadurch hatte ich permanent das Gefühl zu frieren, denn die widrigen Lebensumstände auf der rauen Insel, die Stürme und Regenfälle und die tiefen Temperaturen unter null, ließen es noch kälter erscheinen.Es gibt ein bis zwei Punkte, die ich nicht ganz logisch finde bzw. gibt es zwei Ungereimtheiten, die mir noch immer etwas im Kopf herumgeistern. Ich kann sie hier jetzt leider nicht aufzählen, sonst würde ich spoilern.Die Geschichte lebt von den wunderschönen bildhaften Naturbeschreibungen und der beeindruckenden Tierwelt. Diese hat uns die Autorin wieder mit sehr viel Empathie beschrieben. Aber auch die ganz besondere Verbindung der Kinder zur Natur hat mich berührt.Die Atmosphäre auf der Insel wirkt jedoch beklemmend und der beengte Lebensraum bietet für die wenigen Einwohner der Insel großes Konfliktpotential.Das Ende hat mich dann ziemlich überrascht.Den deutschen Titel finde ich sehr gut gewählt, denn er spricht nicht nur die Rettung des Saatgutes und Samen an, sondern auch die der dort lebenden Menschen und ihrer Beziehungen untereinander.Fazit:Ein sehr atmosphärischer "Climate Fiction" Roman, der uns vor Augen hält, dass wir mit der Natur leben und diese schützen müssen. Eindringlich und intensiv. Gerne empfehle ich den Roman weiter!