Allgemeiner Eindruck"A Fate Inked in Blood" ist ein starker Auftakt in eine neue Fantasy-Reihe mit Wikinger-Setting und nordischer Mythologie. Die Geschichte rund um Protagonistin Freya bringt frischen Wind ins Genre, besonders die Verbindung zur nordischen Götterwelt hebt das Buch aus der Masse hervor. Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich bin mit Neugier und Begeisterung durch die Geschichte gejagt.Erzählweise & PerspektivenDie Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Freya erzählt, ein Stilmittel, das ich sehr schätze. Dadurch bekommt man einen tiefen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Was ich mir allerdings sehr gewünscht hätte, wäre eine zweite Perspektive, gerade vom Love Interest. Es ist mittlerweile bekannt, dass diese in Band 2 folgen wird, worauf ich mich sehr freue. Dennoch hätte ich es als großen Mehrwert empfunden, bereits hier erste Einblicke in seine Sichtweise zu erhalten. Zwei Perspektiven hätten der Geschichte mehr Tiefe und emotionale Dynamik verliehen, insbesondere im Hinblick auf den Beziehungsaufbau. Einstieg & HandlungDer Einstieg gelingt besonders gut: Man wird ohne langatmigen Aufbau direkt in die Handlung geworfen, was sofort Spannung erzeugt, ohne zu überfordern. Es entsteht ein starker Sogeffekt, man möchte direkt wissen, wie es weitergeht.Die Handlung selbst verläuft jedoch weniger zielgerichtet als in anderen Fantasy-Romanen. Statt auf ein großes Finale hinzuarbeiten, setzt sich die Geschichte aus vielen kleineren Ereignissen zusammen, die insgesamt ein solides Grundgerüst für die Welt und die Figuren liefern. Das sorgt zwar für einen konstanten Erzählfluss, ließ mich aber stellenweise etwas orientierungslos zurück. Ich habe mich zwischendurch gefragt: Was ist eigentlich das übergeordnete Ziel dieser Reise? Dieser klare rote Faden hat mir manchmal gefehlt, wodurch auch einige Entscheidungen von Nebencharakteren nicht ganz nachvollziehbar wirkten. Es fehlte an Motivation, warum bestimmte Dinge nun passieren mussten. Das Fehlen eines "großen Showdowns" sorgt zwar nicht für den ganz großen Wow-Effekt, lässt aber viel Raum für die Entwicklung in Band 2. Für mich fühlte sich die Geschichte an, als hätten wir in Band 1 viele kleinere Hügel erklommen, den eigentlichen Berg sind wir noch nicht erreicht, so als stünde das große Finale noch bevor.Welt & MagiesystemDie Welt ist atmosphärisch und durch die nordische Mythologie faszinierend gestaltet, allerdings auch stellenweise überfordernd. Es gibt viele Gottheiten, Namen, Verbindungen und Konzepte, doch statt einer klaren Einführung werden Informationen Stück für Stück eingestreut. Zwar wird das Magiesystem immer mal wieder erwähnt, doch gerade die Vielzahl der Götternamen und verwandtschaftlichen Beziehungen sorgt für Verwirrung. Kampfszenen & AtmosphäreDie Kampfszenen sind sehr gelungen: klar, dynamisch und bildhaft beschrieben. Man hat stets einen guten Überblick und kann sich die Abläufe visuell vorstellen. Auch Beschreibungen der Umgebung und Äußerlichkeiten sind passend dosiert und helfen, sich besser in die Welt hineinzuversetzen. Hier hat Danielle L. Jensen eine spannende Atmosphäre geschaffen, die sich durch das ganze Buch zieht.CharaktereFreya ist eine vielschichtige Protagonistin: selbstbewusst, aber auch zweifelnd, verletzlich und reflektiert. Sie hebt sich für mich angenehm von typischen Heldinnen ab, weil sie nicht durchgängig makellos oder nur stark ist, sie wirkt dadurch menschlicher und glaubwürdiger. Während Freya für mich eine starke, facettenreiche Figur war, blieben die meisten Nebencharaktere leider sehr blass. Auch der Love Interest war für mich nicht wirklich greifbar ich kann nach dem Lesen/Hören kaum etwas Konkretes über ihn sagen. Viele Charaktere blieben einfach nicht im Gedächtnis, was schade ist, da das Potenzial durchaus vorhanden wäre. Vielleicht wird hier in Band 2 noch mehr Tiefe geschaffen.Romantik & "Spice"Die romantischen und "spicy" Szenen sind kreativ und gut geschrieben, inhaltlich haben sie mir gefallen. Was mir allerdings gefehlt hat, war die emotionale Glaubwürdigkeit. Die Entwicklung von einer anfänglichen Abneigung zu plötzlicher Liebe verlief für mich zu sprunghaft und nicht nachvollziehbar. Der Beziehungsaufbau wirkte überhastet und hätte mehr Zeit gebraucht, vielleicht erst in einem späteren Band. So blieb das Gefühl zurück, dass hier etwas zu schnell vorangetrieben wurde, ohne dass die Basis dafür wirklich gelegt war.FazitA Fate Inked in Blood ist ein vielversprechender Reihenauftakt mit starker Protagonistin, origineller Welt und atmosphärischem Setting. Besonders Fans der nordischen Mythologie kommen hier auf ihre Kosten. Zwar bleiben einige Nebenfiguren und die Romanze noch oberflächlich, doch das Fundament für eine mitreißende Fortsetzung ist gelegt.Ich hoffe sehr, dass in Band 2 die Welt noch weiter ausgearbeitet wird, insbesondere das Magiesystem und die dahinterliegenden Strukturen. Denn bislang ist für mich noch nicht ganz greifbar, wie genau diese Welt funktioniert und welche Regeln und Kräfte das Geschehen eigentlich lenken. Hier steckt viel Potenzial, das hoffentlich noch weiter entfaltet wird.