Nacht über Soho von Kate Atkinson hat mich von der ersten Seite an mit seiner besonderen Stimmung gepackt. Wer Serien wie Babylon Berlin mag, wird sich in diesem Roman sehr wohlfühlen allerdings ist hier alles noch ein bisschen dichter, verschlungener und literarischer.
Im Mittelpunkt steht Nellie Coker, die mit klarem Blick und harter Hand das Nachtleben von Soho kontrolliert. Zwischen aufsteigender Jazzkultur, dekadenten Partys und dunklen Ecken erzählt Atkinson von einer Zeit, in der alles im Wandel ist politisch, gesellschaftlich, persönlich. Dabei taucht man nicht nur in die Glitzerwelt der Clubs ein, sondern auch in die Abgründe dahinter: verschwundene Mädchen, Machtkämpfe, Familienrivalitäten und ein Inspektor, der all dem auf den Grund gehen will.
Was mich besonders beeindruckt hat, war nicht nur die Atmosphäre, sondern auch die Sprache. Immer wieder gab es Sätze, die ich zweimal gelesen habe, einfach weil es eine Freude war. Zum Beispiel: Als er sich davonmachte, hörte er jemanden schreien: Diebe! Es war ein Ausdruck, der wirklich auf alle hier gepasst hätte solche Beobachtungen sind messerscharf und gleichzeitig voller Gefühl.
Allerdings ist das Buch nichts für zwischendurch. Es gibt viele Figuren, viele Handlungsstränge, man muss beim Lesen konzentriert bleiben. Für mich ist es ein perfektes Buch für den Urlaub Zeit, um richtig einzutauchen und diese vielschichtige Welt wirken zu lassen.
Fazit: Anspruchsvoll, atmosphärisch und sprachlich richtig stark ein Buch, das nicht nur unterhält, sondern auch nachhallt. Kein typischer Krimi oder klassischer Roman, sondern ein vielschichtiges Porträt einer wilden Zeit.