Ein Ehepaar will seine Ehe retten und fliegt mit seiner Tochter in ein Luxusresort nach Mexiko. Die äußeren Voraussetzungen stimmen also: Sonne, Meer, Pool, All inclusive. Doch schon am nächsten Morgen zeigt sich die Kehrseite des vermeintlichen Paradieses: ein gestrandeter und explodierter Wal, der das gesamte Resort in einen bestialischen Gestank einhüllt.
Was tun? Der Roman wechselt in jedem Kapitel die Erzählperspektive und lässt in kurzen Episoden nicht nur das Ehepaar und seine Tochter, sondern auch eine ältere Flugbegleiterin und einen Hotelangestellten zu Wort kommen. Damit erhält der Leser Einblicke in das Innere der Figuren. Er sieht, wie die Mutter und auch der Vater ihre getrennten Vergnügen suchen, wie die Tochter das Verhalten ihrer Eltern beobachtet, wie die Flugbegleiterin von den Dämonen ihrer Vergangenheit verfolgt wird und wie der alte Hoteldiener unter seinem beruflichen Abstieg und einer unerfüllten Liebe leidet. Immer deutlicher wird, dass der Gestank des Wals nur ein Symptom ist. Es ist weniger der tote Wal, der die Luft verpestet und das Atmen erschwert, sondern es sind die Menschen selber, die so stinken mit ihrem Eigennutz, mit ihrer Habgier und ihrer Lieblosigkeit. Und mit ihren Umweltsünden. Die Kehrseite des Paradieses zeigt sich nämlich auch im abgestorbenen Korallenriff und dem Strand, der nur durch frühmorgendliche Müllsammler so traumhaft ist, wie er den Touristen präsentiert wird.
Mit diesem Gegensatz spielt der Roman. Der Luxus ist nur ein Blendwerk, eine Täuschung, eine vorgespiegelte Scheinwelt, in die nun die ungeschminkte Realität in Form des Verwesungsgeruchs eindringt. Der tote Wal wird damit zu einem Symbol des Verfalls, der rundherum zu beobachten ist: die zerstörte Natur, übersteigerter Konsum, die Verschmutzung der Meere, die Perspektivenlosigkeit der billigen heimischen Arbeitskräfte und vor allem die Beziehungen der Menschen zueinander
Dieses Thema stellt der Autor ausgesprochen skurril vor, stellenweise absurd und dadurch auch wieder komisch. Er verzichtet weitgehend auf psychologischen Tiefgang, aber trotzdem haben seine Figuren hinreichend deutliche Konturen, so wie der gesamte Text durch seine Stringenz und Konzentration besticht.
Insgesamt eine durchaus witzige Lektüre mit ernstem Inhalt