"Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine Möglichkeit gefunden, in der Zeit zurückzureisen und eine Stadt im antiken Griechenland zu besuchen. Schauen Sie sich um: Sie sind umgeben von Mythen. Auf dem Marktplatz stehen prächtige Statuen, Athene mit einem Speer in der Hand oder Poseidon mit seinem Dreizack." (Seite 13)Dieses Buch enthält die umfangreichste und für mich persönlich am besten recherchierte sowie am unkompliziertesten erzählte Sammlung von griechischen Mythen und Sagen. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie langwierig und anstrengend die Recherche dafür gewesen sein muss, welchen Aufwand Sarah Iles Johnston betrieben hat, um dieses phantastische Werk zu schaffen. Natürlich kenne ich die bekanntesten Götter, fast jeder weiß, wer Zeus, Poseidon, Athene und Orion sind. Wie aber verhält es sich mit Hyrieus, der Orion erschaffen hat, warum starb Dionysos und wer gebar ihn wieder, und ist Artemis gar kein Parfüm, sondern doch eine Göttin? Wer immer schon wissen wollte, wie alles begann, für den ist dieses Buch ein toller Einstieg und ein großartiges Nachschlagewerk.Bereits das ausführliche Vorwort fesselte mich, die folgenden Geschichten, aus dort genannten Gründen nicht immer chronologisch erzählt, lassen mich restlos begeistert zurück. Dabei wird man erschlagen von der Hülle und Fülle an Namen, fremd klingenden Worten, manche davon klingen, wie zufällig aneinandergereihte Buchstaben, andere wiederum verursachen Bilder im Kopf, die passend zur jeweiligen Person oder einer Gottheit sind. Es ist nicht notwendig, dass man sich die Namen alle merkt, die wichtigsten Figuren tauchen wiederholt auf, andere verschwinden und hinterlassen keine Lücke, manche kehren kurz oder dauerhaft zurück. Die Erzählungen sind unterschiedlich lang, alle haben jedoch gemeinsam, dass sie unterhaltsam und oft spannender als ein Thriller sind.Die Götter waren gut, die Götter waren böse, sie waren fies, durchtrieben, hochmütig, arrogant und oft auch grundlos gemein. Sie ließen es krachen und sprangen über Tisch und Bänke; irgendwoher müssen ja die unzähligen Nachkommen, ob göttlich oder sterblich, hergekommen sein. Die Götter konnten gut sein, sanftmütig und freundlich, ihre Taten durch Mitleid gesteuert, dem Menschen zugewandt, hilfreich zum Glück.Gerne empfehle ich dieses Buch weiter, für Anfänger, Fortgeschrittene oder Leserinnen und Leser, die ein Geschenk suchen, denn das Buch ist nicht nur unterhaltsam, sondern mit dem tollen Cover und dem wunderschönen Farbschnitt zudem ein richtiges Schmuckstück. Die wirklich sehr schönen Illustrationen, die der Sohn der Autorin beigesteuert hat, vervollständigen das Gesamtbild. Große Empfehlung.