Manchmal stolpert man über eine Geschichte, die sich leise entfaltet fast wie das Rascheln von Pferdehufen im Gras. Goldcrest Manor Velvet Meadows, der Auftakt zur neuen Reihe von Yvy Kazi, ist genau so ein Buch: sanft, gefühlvoll und zugleich überraschend kraftvoll.
Im Mittelpunkt steht Mackenzie Kenzie Bennett, die nach einem tragischen Reitunfall nicht nur ihre Reitkarriere aufgeben muss, sondern auch mit einer Epilepsie-Diagnose lebt ein Aspekt, der ihr Leben vollkommen verändert. Besonders beeindruckt hat mich, wie sensibel Yvy Kazi dieses Thema in die Geschichte einwebt. Kenzie wird nie auf ihr Handicap reduziert. Vielmehr wird ihre Stärke greifbar eine stille, aber tief verwurzelte Resilienz, die mich während des gesamten Buchs begleitet hat.
Nach Jahren der Distanz kehrt Kenzie auf das Gestüt Goldcrest Manor zurück und trifft dort erneut auf Julian, ihren Kindheitsfreund, der inzwischen erfolgreicher Polo-Spieler ist. Ihre Beziehung ist von Spannung durchzogen, von all dem Ungesagten zwischen ihnen. Was mich berührt hat, war, dass diese Liebesgeschichte nicht sofort in rosaroten Farben erblüht. Es ist eher ein zögerndes Wiederentdecken, ein vorsichtiges Tasten, das zwischen Nähe und Distanz pendelt. Kazi lässt ihren Figuren Zeit und das tut der Geschichte unheimlich gut.
Besonders faszinierend fand ich das Setting. Goldcrest Manor ist nicht nur ein Ort, sondern ein Gefühl. Zwischen weiten Wiesen, Stallgeruch und der Welt des Polosports schafft die Autorin eine Atmosphäre, die einen komplett einnimmt. Ich kenne mich mit Polo nicht aus aber das Buch hat es geschafft, mich für diesen eleganten, rauen Sport zu begeistern. Er wird nicht nur als sportliches Element eingesetzt, sondern spiegelt auch die inneren Konflikte der Figuren wider.
Auch der Schreibstil hat mir sehr gefallen: ruhig, poetisch und voller kleiner Zwischentöne. Es ist kein Roman, der mit großen Gesten auf sich aufmerksam macht. Vielmehr ist es die leise Emotionalität, die mich immer wieder innehalten ließ. Manche Szenen wirken fast wie ein Gemälde mit wenigen Worten, aber viel Gefühl.
Natürlich gibt es auch Momente, in denen die Handlung etwas schneller voranschreitet, als es nötig wäre gerade gegen Ende hätte ich mir bei manchen Entwicklungen einen Hauch mehr Tiefe gewünscht. Aber das schmälert das Leseerlebnis kaum, zumal es sich ja um den Auftakt einer Reihe handelt, und man spürt, dass noch viele Geschichten auf Goldcrest Manor erzählt werden wollen.
Für mich war Velvet Meadows ein kleines Highlight: eine Mischung aus Pferde-Romantik, Freundschaft, leiser Liebe und dem Mut, mit seinen Narben zu leben. Ein Buch für alle, die sich nach einem gefühlvollen, atmosphärischen Roman sehnen mit Figuren, die nicht perfekt, aber echt sind.
Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band.