Hiltrud Baier hat einen atmosphärisch dichten, Lappland und seine Bevölkerung sehr authentisch beschreibenden Roman vorgelegt, der auch einen Kriminalfall beinhaltet. In diesem werden die einzelnen handelnden Personen im Einzelnen beschrieben. So startet die Geschichte mit einem Unglücksfall auf dem eingebrochenen Eis, bei dem der 19jährige Emil an seinem Geburtstag im See in Jokkmokk ertrinkt, angeschnallt an seinen Motorschlitten. Seine beiden Freunde Lucas und Per-Ante versuchen ihn noch zu retten. Ein wenig später geschieht das Unfassbare, am Tag des Marktfests in der Nacht des Samedans wird Lucas, ebenfalls an seinem Geburtstag in einem abgelegenen alten Café, das nicht mehr genutzt wird, umgebracht. Ganz gezielt, so wie man ein Rentier tötet, mit einem Messer von hinten in den Hals. Und hier beginnen die Ermittlungen der örtlichen Polizisten Margareta und Bengt. Diese werden verstärkt durch die für den Fall hinzugezogene Kommissarin Linda Lundin, die für den Fall anreist. Es werden nicht nur die Einwohner befragt und Schlüsse gezogen. Warum und mit wem hat sich der Tote in der Nacht so abgelegen in dem Café getroffen, warum hat er so viel Bargeld daheim und auf seinem Konto gehabt, besteht ein Zusammenhang mit dem Tod von Emil und könnte einer der Einwohner der nächste sein?
Die Autorin erzählt den Krimi spannend, aber langsam aufbauend, so dass sehr viel Zeit für Landschaftsbeschreibungen und die Bewohner von Jokkmokk und deren Leben bleibt. Dieses fand ich sehr gut gemacht, da ich mehr von dem Leben in Lappland wissen wollte. Da die Autorin dort selbst lebt, ist es wirklich sehr bildhaft und authentisch beschrieben. Dieses gilt auch für die Jahreszeit mit dem Schnee und der Kälte. Ebenfalls werden regionale Besonderheiten gut dargestellt, wie beispw. die Messerschnitzereien, das Leben in einer sehr kleinen Ortschaft bei minus 30 Grad, die Besonderheiten der Nordlichter. Ich konnte dieses alles sehr plastisch vor mir sehen. Jeder der Protagonisten trägt die Geschichte in relativ kurzen Kapiteln weiter. Mir war der Kriminalfall dabei selbst nur sekundär wichtig, da mich die Beschreibungen der Örtlichkeiten und Personen mehr faszinierten. Er wird jedoch über den gesamten Roman weitergetragen und war spannend, gegen Ende nahm er dann nochmals richtig Fahrt auf. Auf die Lösung selbst bin ich so nicht gekommen, da immer mal wieder kleinere Puzzleteile auch in andere Richtungen wiesen. Mir hat der Roman gut gefallen und es ist von der Autorin der zweite Teil früher bereits unter einem Pseudonym erschienen, so dass ich hoffe, er kommt bald auch als Oktopus Buch bei Kampa heraus. Ich möchte gerne wissen, wie es mit den Polizisten und der Bevölkerung, die man schon kennengelernt hat, weiter geht. Von mir eine klare Leseempfehlung für Leser von unblutigen Krimis, die auf gute Landschaftsbeschreibungen und fremde Orte Wert legen, zudem sympathische Hauptprotagonisten mögen.