Typisch De Carlo
Ich glaube, nun habe ich die meisten von Andrea De Carlos Büchern gelesen, einige stehen noch auf dem Plan. Doch auch hier ist es wieder schön, die bereits liebgewonnenen und für De Carlo so typischen Eigenheiten zu erkennen. Ich finde, dass der Klappentext den tatsächlichen Inhalt der Geschichte nicht ganz wiedergibt. Er umreißt das Thema - schon, aber ich zumindest hatte eine gänzlich andere Vorstellung von den Protagonisten und dem Geschehen. Milena und Nick ähneln stark den vielen anderen Charakteren in De Carlos Büchern, sie sind - auf einer geistigen Ebene - ihrer verkopften und ehrgeizigen Umwelt weit voraus, sind im Kern ihres Daseins Suchende, auch wenn sie es vielleicht nur ahnen. Erst das Aufeinandertreffen auf seinen Gegenpart offenbart ihnen die Bandbreite dessen, was sie in ihrem Leben vermissen. Auch in diesem Buch wird man wieder an zwei völlig gegensätzliche Themen herangeführt, in diesem Fall ist es die Liebe zum Eis-Machen und dem Leben als Rockstar. Dazwischen gibt es wieder das abgeschiedene Häuschen im Grünen, das für die Protagonisten den Schutzraum bietet, um zueinander zu finden, unter sich zu sein. Was die Geschichte selbst anbetrifft, so handelt sie von Milena, die nach vielen Enttäuschungen mit Männern nun mit Viviane lebt. Die anfänglich so andere Beziehung zwischen den beiden, fühlt sich aber für Milena inzwischen gar nicht mehr so anders an, als ihre bisherigen Beziehungen zu Männern, allem voran hat sie Panik vor Vivianes Wunsch nach einer künstlichen Befruchtung Milenas. Nick wiederum, ein Sinnbild für einen alternden Rockstar der sechziger und siebziger Jahre, wünscht sich insgeheim dem ganzen Zirkus und Rummel um sich und die Band zu entfliehen, fühlt sich mit der Frau, mit der er lebt, nicht verbunden. Als er Milena kennenlernt, ist auf Anhieb eine unsichtbare Verbindung da, der sich beide hingeben, wobei sie ihr fast perfektes Wunder erleben. Das Buch hat mir gut gefallen und hinterlässt bei mir - wie die meisten Bücher des Autors, einen angenehmen Nachklang.