Das Buch ist repetetiv, versucht witzig zu sein, manipuliert den Leser und die Argumentation ist meistens schlecht.
Mit dem reißerischen Titel "Entromantisiert euch. Ein Weckruf zur Abschaffung der Liebe" legt Beatrice Frasl ein Buch vor, das sich als radikalfeministische Gesellschaftsanalyse tarnt, bei genauerer Betrachtung jedoch kaum mehr ist als die Generalisierung persönlicher Frustration und pathologischer Beziehungsmuster zu einer unhaltbaren Gesamttheorie. Es ist ein Pamphlet der Resignation, das aus erlittenem Leid nicht die Kraft zur individuellen Heilung, sondern den dogmatischen Befehl zum kollektiven Verzicht ableitet. Frasls zentrale Methode ist die konsequente Pathologisierung eines universalen menschlichen Gefühls. Sie beschreibt die Verliebtheit nicht als potenziell bereichernde Erfahrung, sondern, unter Berufung auf die Neuropsychologie, als einen Zustand, der einer Zwangsstörung oder einer Suchterkrankung gleicht. Merkmale wie Obsession, die Angst vor dem Verlassenwerden und die Tendenz zur Selbstauflösung werden nicht als Symptome ungesunder, toxischer Beziehungsdynamiken identifiziert, an denen Individuen arbeiten können und müssen, sondern als das Wesen der romantischen Liebe an sich dargestellt. Damit wird jede ungesunde Erfahrung zur Norm erklärt und die Möglichkeit einer gesunden, auf Augenhöhe geführten und stabilisierenden Partnerschaft von vornherein geleugnet. Das Buch ignoriert geflissentlich jahrzehntelange Erkenntnisse der Psychoanalyse und Bindungstheorie, die erklären, warum Menschen aus ihrer Biografie heraus zu ungesunden Mustern neigen. Statt den Finger in die eigene Wunde zu legen und die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit den eigenen "Baustellen" anzuerkennen, verlagert Frasl das Problem vollständig nach außen: Nicht die individuelle Unfähigkeit, gesunde Grenzen zu setzen, ist das Problem, sondern das Konzept der Liebe selbst. Diese Externalisierung wird mit einem theoretischen Gerüst untermauert, das historisch auf tönernen Füßen steht. Die Behauptung, die romantische Liebe sei ein "Zurichtungswerkzeug", das durch Kapitalismus und Industrialisierung eingeführt wurde, ist schlichtweg falsch. Wie Kassimi anmerkt, war die Romantik als geistesgeschichtliche Epoche gerade ein Gegenentwurf zur Rationalität und Nüchternheit der aufkommenden Moderne. Diese fundamentale Fehleinschätzung entlarvt den Mangel an historischer Tiefe und die Bereitschaft, Fakten einer vorgefertigten These unterzuordnen. Am fatalsten ist jedoch der totalitäre Impuls des Buches. Der Imperativ "Entromantisiert euch!" ist kein Angebot zur Reflexion, sondern ein Befehl. Er lässt keinen Raum für Differenzierung und spricht Millionen von Menschen, die in bereichernden Beziehungen leben, ihre Realität ab. Wer nach der Lektüre nicht zu Frasls Schlussfolgerung kommt, so suggeriert die Autorin bereits im Vorwort, sei des kritischen Denkens nicht mächtig. Diese narzisstische Selbstimmunisierung gegen jede Form von Kritik ist ein durchschaubarer rhetorischer Trick, der eine sachliche Debatte verunmöglicht und jede abweichende Meinung als intellektuelles Versagen diffamiert. Am Ende bleibt der Eindruck eines zutiefst frustrierten Textes, der die eigene, möglicherweise tragische Erfahrung zur allgemeingültigen Wahrheit erhebt. Anstatt Frauen zu ermächtigen, ihre Beziehungen zu gestalten, ihre Bedürfnisse zu artikulieren und an sich selbst zu arbeiten, predigt Frasl den Rückzug und die Kapitulation. Es ist ein Weckruf in die Einsamkeit, der die komplexe, widersprüchliche und potenziell wunderschöne Realität der Liebe auf ein Zerrbild aus Schmerz und Unterdrückung reduziert.