Warum der angebissene Apfel als Titelbild gewählt wurde, ist angesichts des Themas des Buches leicht nachvollziehbar. Wir begleiten Esther und Ben, zwei Geschwister, die seit ihrer Geburt in einer (konservativen) Freikirchen-Gemeinde leben. Zwar ziehen beide viel aus der Gemeinschaft und ihrem Glauben, jedoch merkt man als Leser schnell, dass sich die Geschwister Konflikten stellen müssen, denen sie lieber aus dem Weg gehen würden. Während Esther mit den patriarchalen zu kämpfen hat, zweifelt Ben aus ganz anderen Gründen an seiner Verbindung zu Gott.
Man sagt stummer Schmerz sei der schlimmste, da er unentdeckt bleibt. Ich finde, dies beschreibt den Leidensweg der Geschwister sehr gut. Dabei ist das Buch keine Kritik an Gott oder der (christlichen) Religion. Vielmehr wendet sich das Buch gegen Machtstrukturen, die leider viel zu oft auf religiöse Ideologien gestützt werden. "Monstergott" bespricht die negativen Auswirkungen vom Versuch, einem Ideal gerecht zu wirken, das man einfach nicht erfüllen kann bereits im Titel. Auch der gütigste Gott wird furchteinflößend, wenn er jeden einzelnen Gedanken darauf kontrolliert, ob er frei von Sünde ist.
Einen Stern Abzug gab es dafür, dass ich manche Rückblenden nicht direkt als solche einordnen konnte und manche Persönlichkeitsentwicklungen sehr sprunghaft und (für mich unrealistisch) schnell erfolgen.
Trotzdem war das Buch ein einprägsames Leseerlebnis. Nicht nur aufgrund des lockeren und flüssigen Schreibstils von Caroline Schmitt. Alle Figuren, nicht nur Esther und Ben, wirken sehr lebendig. Ich hatte durchgehend das Gefühl, dass ich den meisten der Persönlichkeitstypen im realen Leben bereits begegnet bin.
Das Buch zeichnet sich besonders durch seine zunächst subtile, dann sehr laute Kritik aus.