Julius Arth hat sich in seinem Roman ein interessantes Thema vorgenommen: die London Bridge, also die Vorgängerbrücke der Tower Bridge, auf der sich damals sogar Wohnhäuser und Geschäfte befanden. Ich wusste zwar von dieser Brücke, fand es aber trotzdem spannend, sie Thema eines Romans zu sehen.Das Buch ließ sich gut an mit der Ankunft von Oliver Morris als Brückengehilfe und Juliana Hamley, die ein Tuchgeschäft auf der alten London Bridge betreibt, jedoch schon recht bald in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Um sich aus ihrer Situation zu befreien, greift sie auf einige nicht ganz legale Tricks zurück, erhält jedoch auch viel Hilfe von unerwarteter Seite.Hinzu kam noch ein ein Handlungsstrang, der im Mittelalter spielt und sich oberflächlich mit Hexerei beschäftigt.Hier fingen für mich aber schon die Probleme an, denn diesen mittelalterlichen Handlungsstrang hätte man gut weglassen können. Die ganze Zeit wartet man darauf, endlich die Verbindung zur anderen Geschichte zu erfahren; als diese aber ganz am Ende aufgedeckt wird, ist diese so lose und trivial, dass man sich fragt, warum der Autor sie überhaupt in den Roman eingebaut hat (vermutlich für ein bisschen Abwechslung).Auch wenn ich den Roman ziemlich begeistert begonnen habe, weil er eigentlich genau meinem Beuteschema entspricht, hat er mich doch ziemlich enttäuscht, weil die Handlung für mich absolut vorhersehbar war (vielleicht vom Ende abgesehen) und deshalb einfach langweilig wurde. Einiges war mich leider auch nicht ganz glaubwürdig/plausibel, z.B. kommt für mich die Liebesgeschichte zwischen Oliver und Juliana zu plötzlich und zu unglaubwürdig. Sie sehen sich einmal und denken dann gleich schon an Heirat, verbringen auch sonst kaum Zeit miteinander. Oder auch Julianas Entscheidung, die fünf Straßenkinder bei sich aufzunehmen, wirkt nicht sehr glaubwürdig. Alles wird von ihr ohne zu hinterfragen hingenommen, sie vertraut den Kindern bedingungslos, obwohl diese alles andere als vertrauenswürdig sind.Hinzu kam, dass die Charaktere einfach sehr flach und unnahbar blieben und ich keine Verbindung zu ihnen aufbauen konnte, allen voran Juliana und Oliver. Die Personen werden in gut und böse aufgeteilt, eine Entwicklung durchläuft keiner. Es ist also alles ziemlich eindimensional und deshalb leider mitunter langweilig.Ein Roman, der sehr viel Potenzial hat, dieses aber leider nicht ganz ausschöpfen kann.