Als Mona Hansen im Haus ihrer Großeltern in der Marsch eintrifft, um bei den Vorbereitungen zum 80. Geburtstag von Opa Karl zu helfen, muss sie feststellen, dass Großmutter Annemie spurlos verschwunden ist. Während sie sich Sorgen macht, scheint Opa Karl die Abwesenheit seiner Frau gelassen hinzunehmen. Als auch die Suche der Polizei und die Befragung der Nachbarn und Freunde erfolglos bleibt, entschließt sich Mona, vorläufig bei Opa zu bleiben. So zieht sie wieder in dem alten Haus im abgelegenen kleinen Dorf ein, in dem ihre Mutter Sabine mit ihren Brüdern aufgewachsen ist und sie selbst in ihrer Kindheit viele Sommer verbrachte. Durch Zufall trifft sie Jon Hellmann, ein Freund aus Kindertagen, wieder, der ihr bei der Suche nach Großmutter Annemie behilflich ist. Gemeinsam suchen sie nach Hintergründen, erforschen die Geschichte der Familie Hansen und stoßen dabei auf dunkle Geheimnisse einzelner Familienmitglieder. Auch Oma Annemie hat ein schmerzliches Geheimnis, über das sie erfolgreich sechzig Jahre geschwiegen hat
In mehreren Erzählsträngen berichtet die Autorin über das Leben von vier Frauen aus drei Generationen, wobei Mona in der Ich-Form erzählt, während über Großmutter Annemarie, Tante Janne und Cousine Freya in der dritten Person geschildert wird. Der ständige Wechsel zwischen den einzelnen Personen und den Rückblenden zwischen 1964 und 2024 macht die Geschichte zu Anfang sehr verwirrend und es erfordert viel Konzentration beim Lesen. Lange waren mir die Zusammenhänge nicht klar und ich hatte Schwierigkeiten, alles einzuordnen. Es herrscht eine berückende Stimmung, die sich durch die ganze Geschichte zieht, und so traurig die einzelnen Schicksale auch sind, ich konnte mich in keine der Protagonistinnen richtig einfühlen, sie blieben für mich merkwürdig blass.
Es werden sehr viele, teils schwierige, Themen behandelt: Uneheliche Schwangerschaft in den 60er Jahren, die damalige Abhängigkeit der Frauen von ihren Ehemännern, Entscheidung über Abtreibung, Doppelbelastung der Frauen durch Beruf, Haushalt und Kindererziehung, mangelndes Vertrauen und fehlender Zusammenhalt in der Ehe, usw. Lobenswert zu erwähnen ist die ausdrucksvolle Beschreibung der Landschaft, die Weite und Einsamkeit der Marsch mit ihrer vielfältigen Flora und Fauna. Gegen Ende fügen sich die einzelnen Erzählstränge dann zusammen und ergeben ein harmonisches Gesamtbild. Es kommt sogar etwas Spannung auf, was jedoch die Schwierigkeiten zu Anfang nicht wettmachen kann.
Fazit: Durchschnittliche Geschichte, mit der ich nicht warm geworden bin - anhand der Buchbeschreibung hatte ich mehr erwartet.