Rezensionsexemplar | Monika Kim "Das Beste sind die Augen".Seit ihr Vater die Familie verlassen hat, geht es für Ji-wons kleiner Familie stetig bergab. Das schlimmste ist der neue Freund ihrer Mutter, der auch noch direkt in ihre gemeinsame Wohnung einzieht und etwas zu verbergen scheint. Doch Ji-won hat die Nase voll davon, das brave Mädchen zu sein und holt sich die Kontrolle über ihr Leben gewaltsam zurück..Ich habe mich vom gemächlichen und unschuldigen Anfang des Buches etwas täuschen lassen und dachte zunächst irrtümlich, in einem Jugendbuch gelandet zu sein. Ji-Wonder Umgang mit ihrer Schwester und ihren Freunden wirkt etwas kindisch und generell passiert zunächst nicht viel, doch nach ca. 150 Seiten eskaliert die Geschichte immer weiter und ohne groß zu spoilern sage ich mal, man bekommt, was der Titel verspricht. Ji-won bzw. ihre ganze Familie haben im Leben immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sie aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Klasse und ihres Geschlechts benachteiligt wurden und dafür übt sie nun Rache, die zunehmend grausamer wird. Da ihr von anderen Figuren aufgrund ihres Äußeren kaum je etwas Böses unterstellt wird, stellt sich dieser Entwicklung auch niemand ernsthaft in den Weg. Einzig ihr Kampf mit ihrem eigenen Körper macht ihr zu schaffen, denn Ji-won wird von Alpträumen und Visionen heimgesucht und verliert immer öfter das Bewusstsein, sodass sie auch zu einer unzuverlässigen Erzählerin wird. Zudem wird uns schnell gezeigt, dass sie auch bewusst eine geübte Lügnerin ist. Kommunikation fand in ihrer Familie nie wirklich statt, alles dreht sich nur um die Belange der Männer und die Frauen verbergen ihre Gedanken besser gut. Können wir also alles glauben, was Ji-ein uns erzählt? Solche Fragen haben bei mir die Spannung hochgehalten. Ji-wons radikale Selbstermächtigung liest sich schaurig-eklig und unterhaltsam, die Seiten fliegen nur so dahin. Tiefgründigkeit ist hier allerdings nicht zu erwarten. Das einzige Bild, das gezeigt und auch nicht hinterfragt wird, ist: Männer sind böse und Frauen müssen entweder vor ihnen geschützt werden oder sich selbst mit allen Mitteln gegen sie auflehnen. Es kommt mir aber auch nicht so vor, als hätte die Autorin etwas anderes als diese überspitze Darstellung gewollt, um zu illustrieren, dass die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft Frauen wie Ji-won, die unter ihnen leiden, krank machen. Und wenn ich dazu noch eine mitreißende Geschichte bekomme, will ich mich nicht beschweren..¿¿¿¿/5