Mit viel Flair und einem ungewöhnlichen Schauplatz lockt Rebellin der Hohen Schule in das Wien des späten 19. Jahrhunderts. Im Zentrum steht Margarete, die als Frau in einer von Männern dominierten Welt bestehen will - ihr Ziel: Bereiterin an der Spanischen Hofreitschule zu werden. An ihrer Seite (oder besser: gegen sie) steht August, ein arroganter, attraktiver Gegenspieler, der schnell zum klassischen Enemies-to-Lovers-Kandidaten avanciert.Zu Beginn entfaltet der Roman eine eindrucksvolle Kulisse: Reitkunst, höfische Intrigen und der Glanz der kaiserlichen Metropole verschmelzen zu einem fesselnden Setting. Margarete wirkt zunächst mutig, leidenschaftlich und glaubwürdig rebellisch. Die wechselnden Perspektiven - neben ihr auch August und Wenzel - bereichern die Handlung und sorgen für emotionale Tiefe. Die Chemie zwischen den Figuren ist spürbar, die Spannung in ihrer Dynamik überzeugend aufgebaut.Doch nach rund zwei Dritteln bricht die Erzählung merklich ein. Figuren, die zuvor differenziert gezeichnet waren, handeln plötzlich irrational und unlogisch. Margaretes Charakter verliert an Kontur, August wird zum Abziehbild eines typischen "Love Interests", und die vorher aufgebaute Tiefe zerfällt in klischeehafte Entwicklungen. Die Dialoge kippen ins Plakative, und Wendungen wirken überzogen und unausgereift.Gerade weil der Einstieg so gelungen ist, schmerzt der abrupte Qualitätsverlust umso mehr. Die letzte Phase des Romans wirkt gehetzt, unausgewogen und lässt kaum Raum für eine glaubwürdige Auflösung. Man merkt, dass hier mehr möglich gewesen wäre - und dass die Idee hinter der Geschichte deutlich mehr verdient hätte.Fazit:Ein Roman mit großartigem Setting, mutiger Heldin und starkem Beginn - der jedoch leider an der eigenen Ambition scheitert. Wer über die Schwächen der zweiten Hälfte hinwegsehen kann, wird dennoch gut unterhalten. Allen anderen bleibt der bittere Nachgeschmack einer Geschichte, die vielversprechend startete, aber ihr Ziel verfehlte.