MUSIKALISCHES DRAMA...Normalerweise gehen Kontrabässe unter im Orchester, es gibt keine Soloparts, höchstens Duos. Im Leben des Musikers ist der Kontrabaß Geliebte, Freund, Feind und Verhinderer des eigenbestimmten Weges. Soziale Analyse, Slapstick und Milieukomik und ein fest gespannter Bogen, der monologisch und entschlossen den Schwingungen des menschlichen Zusammenspiel(en)s nachstreicht. (Verlagsbeschreibung) Es ist schon verblüffend, wie schnell sich ein Gehirn doch umgewöhnen kann. Zugegeben, die letzte Rechtschreibreform ist schon ein wenig her, aber davor schrieben sich für mich doch eine Reihe von Wörtern noch ganz anders. Nun sendet mein Hirn beim Lesen des Buchtitels ein ständiges "Falsch", wohl wissend, dass es sich hier um ein mehr als vierzig Jahre altes Drama handelt (1981 erschienen). Das aber mal nur am Rande. Auf das Buch war ich schon lange neugierig, weil es einige Zeit lang das meistgespielte Theaterstück auf deutschen Bühnen war, ein aufwandsarmer Einakter, der dem Publikum die Monologe eines Kontrabassisten präsentiert. Da ich mir nicht vorstellen konnte, weshalb solch ein Stoff die Zuschauer zu begeistern vermag, griff ich nun eben zum Buch, um mir einen Einblick zu verschaffen. Ein namenlos bleibender Mann Mitte dreißig hält - wem auch immer - einen bierseligen Vortrag über sein Leben mit dem Kontrabaß (in Anlehnung an den Buchtitel bleibe ich mal bei der mittlerweile falschen Schreibweise). Zunächst betont er voller Feuereifer die Vorzüge dieses Instruments und dessen große Bedeutung für ein Orchester. Später relativieren sich seine Schilderungen, bis sich der Kontrabaß im Grunde als sein Feind entpuppt. Durch dieses Instrument und seine Tätigkeit im Staatsorchester ist der Musiker vereinsamt, lebt und übt gegen die Außenwelt abgeschottet in seinem schallgeschützten Musikzimmer, spielt - nicht nur im Ensemble - stets eine untergeordnete Rolle. Die Stücke mancher Komponisten mag er überhaupt nicht und unterschlägt deshalb auch meist unbemerkt einige Noten während eines Konzerts. Der Erzählter traut sich nicht, die von ihm schon lange bewunderte Mezzosopranistin anzusprechen, verliert sich allerdings in Tagträumen. Der Ton ist oft etwas wehleidig, wird aber durch Selbstironie, Sarkasmus und Augenzwinkern aufgehellt. Da der Monologführer sich oftmals auf konkrete Musikstücke bezieht, habe ich diese beim Lesen teilweise im Hintergrund laufen lassen, was schon ein besonderes Erlebnis war. Die etwas über einhundert Seiten lassen sich zügig lesen, hinterlassen bei mir jedoch leider keinen bleibenden Eindruck. Nett - mehr aber auch nicht... © Parden