Das Buch bietet einen soliden Einstieg in die Reizdarmproblematik. Für mich war das Meiste allerdings nicht neu. Man bekommt einen groben Überblick, vereinzelt werden auch Studien erwähnt, allerdings meist nur am Rande, sodass man eher weiß dass es Forschung gibt, ohne genaueres einordnen zu können. Positiv fand ich immerhin, dass bei Zuckeraustauschstoffen der Hinweis auf Tierversuche und unrealistische Mengen für Menschen klar benannt wurde.
Etwas schwierig war für mich die Struktur. Der Inhalt springt zwischen Theorie und dem SMILE²-Programm hin und her, sodass es beim Nachschlagen nicht ganz leichtfällt, bestimmte Infos wiederzufinden. Auch die sechs Begriffe des Programms (Schlaf, Mikrobiom, Integration, Laufen, Ernährung, Emotionen) sind nicht immer trennscharf. Hier hätte ich mir eine klarere Aufteilung gewünscht.
Wissen sollte man zudem, dass der Autor Allgemeinmediziner mit Schwerpunkt Naturheilkunde und TCM ist. Für manche Leser*innen ist das vielleicht ein Plus, für mich persönlich brauche es mehr Belege. Entspannungsübungen oder Meditation finde ich gut, bei Themen wie Akupunktur oder Zungenanalyse bin ich eher skeptisch.
Sehr hilfreich fand ich dagegen die detaillierte Beschreibung einzelner Bakterienstämme und Präbiotika. In dieser Tiefe habe ich das so noch nicht gesehen.
Zusätzlich noch ein sehr individueller Kritikpunkt von mir: Der Autor verwendet konsequent das generische Maskulinum, was mich beim Lesen gestört hat. Und ein Satz wie Faecalibakterien [] kannst du dir wie einen tapferen Ritter vorstellen, der die Grenze deines Darms beschützt und gleichzeitig eine mütterliche, nährende Persönlichkeit hat? Für mich wirkt diese Art der Metapher unglücklich gewählt und nicht wirklich hilfreich.
Insgesamt: ein Überblick und ein netter Einstieg ins Thema, aber für mich weder inhaltlich noch strukturell rund genug, um wirklich einen bleibenden Mehrwert mitzunehmen.