Wer Fallen Courts Conquer verschlungen hat, wird bei Divide kaum Zeit zum Luftholen finden. Tine Bätcke beweist mit dem zweiten Teil ihrer Trilogie eindrucksvoll, dass Fortsetzungen mehr sein können als bloße Übergänge nämlich kraftvolle, tief emotionale und in sich stimmige Romane, die nicht nur die Welt, sondern auch die Figuren weiter öffnen.
Die Ausgangslage ist düster: Tarmo hat sein Versprechen gebrochen mit schwerwiegenden Konsequenzen. Während er versucht, die Kontrolle zurückzugewinnen und Key zu finden, steht sie selbst vor einem Umbruch. Getrennt voneinander treffen beide Entscheidungen, die nicht nur sie selbst, sondern das Gleichgewicht ihrer Welt ins Wanken bringen könnten.
Key bleibt auch in diesem Band eine Figur mit Ecken, Kanten und beeindruckender Standhaftigkeit. Sie trifft ihre Entscheidungen nicht leichtfertig, aber entschlossen mit einer Mischung aus Idealismus und innerer Zerrissenheit, die sie greifbar und menschlich macht. Besonders gefallen hat mir, wie sie trotz aller Verluste an ihrer Überzeugung festhält, auch wenn das nicht immer bequem ist.
Tarmo durchläuft eine eigene, stille Entwicklung seine Zerrissenheit ist subtiler, aber nicht weniger eindringlich. Der Kontrast zwischen seiner Rolle als Fürst des Winterreichs und der aufrichtigen Verbindung zu Key erzeugt eine Reibung, die der Geschichte Tiefe verleiht. Die langsame Wiederannäherung der beiden ist gefühlvoll, ohne überladen zu wirken ein leiser, glaubwürdiger Slow Burn, der ganz ohne klischeehafte Überzeichnungen auskommt.
Besonders hervorgehoben werden müssen auch die Nebenfiguren, die das Ensemble weiter abrunden. Luke, Mail, Rylan jede Figur bringt ihre eigene Geschichte mit, ohne je wie bloßes Beiwerk zu wirken. Und mit Spider-Man (ja, wirklich!) zieht eine neue Figur ein, die genau zur richtigen Zeit für überraschende Leichtigkeit sorgt.
Was Divide aber wirklich trägt, ist die Kombination aus atmosphärischem Worldbuilding und emotionalem Tiefgang. Die Anderwelt, das Winterreich, die Machtstrukturen der Fae all das fühlt sich organisch gewachsen an. Die Geschichte ist temporeich, mit gelungenen Perspektivwechseln, durchzogen von kleinen Twists, die neugierig machen, ohne den roten Faden aus den Augen zu verlieren. Und das Ende? Bleibt nicht unbemerkt. Wer Band 3 nicht schon griffbereit hat, wird sich spätestens nach der letzten Seite danach sehnen.
Fazit: Tine Bätcke schafft es erneut, eine dichte, emotionale Geschichte zu erzählen, die sich nicht vor dem Auftakt verstecken muss. Fallen Courts Divide überzeugt mit starken Charakteren, einer durchdachten Handlung und einem Schreibstil, der sowohl fesselt als auch berührt. Eine klare Leseempfehlung für alle, die mehr als nur Romantasy suchen sondern eine Geschichte über Mut, Vertrauen und die Grauzonen dazwischen.