Das zweite Lehrjahr meiner Umschulung zur Ergotherapeutin steht ganz im Zeichen der Neurologie: Aufbau und Funktionen des Gehirns, Reizweiterleitung, Schädigungen der Nervenbahnen - alles Themen, die mich auch über den Unterricht hinaus beschäftigen. Als ich mich fragte, ob es Romane gibt, die neurologische Themen aufgreifen, bin ich auf Thalamus von Ursula Poznanski gestoßen.Auch wenn das Buch als Jugendthriller gilt, ist es keineswegs nur für junge Leser geeignet. Poznanski schafft es erneut, wissenschaftliche Themen mit Spannung, Tempo und Tiefgang zu verbinden. Dieses Mal dreht sich alles um medizinische Nanobot-Technologie - winzige Maschinen, die beschädigtes Nervengewebe reparieren sollen. Was nach bahnbrechender Zukunftsmedizin klingt, wird in der Geschichte schnell zum Albtraum, als diese Technologie an Patienten getestet wird, bevor sie überhaupt ausgereift ist. Einer davon ist Timo, der nach einem schweren Unfall in einer Rehaklinik landet - und bald Dinge wahrnimmt und weiß, die er gar nicht wissen dürfte.Poznanski verknüpft aktuelle Fragen über Forschungsethik und medizinische Grenzen mit einem packenden Thriller, der bis zur letzten Seite fesselt. Wer bereits Erebos oder Saeculum gelesen hat, wird auch hier voll auf seine Kosten kommen.Thalamus ist spannend, intelligent und erschreckend realistisch - eine klare Leseempfehlung, auch für alle Leser jenseits der 30, die sich für Medizin, Technik und die dunklen Seiten des Fortschritts interessieren.