Ein Buch, welches man in seinem Leben gelesen haben muss.
Wie bewertet man ein Tagebuch? Gibt es doch nichts persönlicheres, als diese Zeilen.Und "Das Tagebuch der Anne Frank" ist genau das: wahnsinnig persönlich.Ich bin der Meinung, dass man dieses Buch einmal in seinem Leben gelesen haben sollte und da ich es nie in der Schule tat, habe ich es nun jetzt mit 29 Jahren nachgeholt.Als Anne ihr Tagebuch geschrieben hat war sie zwischen 13-15 Jahre alt und ich bin wahnsinnig beeindruckt, wie selbstreflektiert dieses junge Mädchen bereits damals war. Für mich gibt es absolut keinen Zweifel, dass sie eine wahnsinnig beindruckende Persönlichkeit hatte und auch noch als erwachsene Frau, viele Menschen mit ebendieser berührt und inspiriert hätte. Sie schreibt, wie gerne sie Schriftstellerin gewesen wäre, wie gerne sie etwas erschaffen hätte, das überdauert. Wie schade, dass sie nie erfahren wird, dass sich ihre Ich bin doppelt so alt wie sie damals, und erkenne mich in so vielen ihrer persönlichen Zeilen wider. Ich erkenne nicht nur meine jugendlichen Gedanken in ihren Notizen, sondern auch Dinge, die mich jetzt aktuell beschäftigen. Dinge, die mir jetzt grade erst über mich selbst bewusst werden.Ich dachte früher immer das es in dem Buch um Krieg, Hunger und Verzweiflung geht, eingesperrt in irgendeinem dunklen Hinterhaus, eine chronologische Abfolge von Leid. Und natürlich spielen diese Themen auch eine Rolle aber nicht so, wie ich es gedacht hätte. Nicht ausschließlich. Nicht im Detail.Mich beeindruckt, wie positiv Anne bleiben konnte. Wie viel Zeit sie sich genommen hat, um sich selbst und die Beziehung mit den anderen Personen, die im Hinterhaus gelebt haben zu hinterfragen und zu ergründen. Wie sie immer wieder Kraft in den kleinsten Dingen schöpft. Andere Mädchen in ihrem Alter wären eingegangen (ich wäre eingegangen) und sie hat sich immer wieder dazu gezwungen das Positive in ihrer Situation zu sehen. Obwohl sie in ihrem Tagebuch viel klagt, obwohl sie sich oft allein gelassen und missverstanden fühlt - sie hat sich immer wieder selbst aus dem Loch geholt. Und wenn selbst die junge Anne das kann, dann wir alle. Wenn selbst Anne, mitten im Krieg, im Exil das Gute in Kleinigkeiten sehen kann, im Nachthimmel, in den Blättern von Bäumen, im Rauschen des Windes, dann können wir das alle.