Sehr ungewöhnlicher Roman, aber mit Längen und wenig empathischen Umgang mit sensiblen Themen
Als noch junger Mann entdeckt Norton ein Urvolk auf einer abgeschiedenen Insel, die durch Konsum von Fleisch einer speziellen Schildkröte ein wahrlich biblisches Alter erreichen, aber nach und nach ihre geistigen Fähigkeiten einbüßen. Für die Erforschung dieser Kuriosität erhält er schließlich den Nobelpreis in Medizin. Doch das Aufspüren dieser Native people zieht viel Ungutes und Zerstörung nach sich. Die sozialen Strukturen zerbrechen und Leid und Elend kehrt mit der ¿Zivilisation¿ im Schlepptau ein. Norton dauert dies und er nimmt verlassene Kinder dieses nun verlorenen Volkes bei sich auf und zieht sie in den USA groß ..Die fiktive Person des Dr. Norton Perina hat in Daniel C. Gajdusek ein Vorbild. Dieser hat sogar 57 Kinder adoptiert und wurde auch des Missbrauchs bezichtigt und dafür verurteilt.Eine außergewöhnliche Geschichte, wenn auch der Einstieg nur recht holprig gelingt. Als es dann auf die Expedition ging, kam langsam Spannung auf. Teilweise hört sich der Roman wie ein wissenschaftliches Werk an. Dazu passen auch die zahlreichen ¿Fußnoten, die von einer Frau (?) gesprochen werden, jedenfalls wird die Stimme von mir als weiblich gelesen.Die Stimme des Norton selbst wirkt alt und etwas schrullig. Er schildert seine Sichtweise, ergänzt durch das ¿Lektorat¿ seines engen Mitarbeiters.Hier setzt meine Kritik ein. Für mich hindert diese Einschübe den Hörfluss. Und die ganzen ¿erfundenen¿ Literaturnachweise, sind zwar irgendwie originell, aber auf Dauer dann doch müßig.Die Zerstörung des aufgefundenen Idylls wird irgendwie hingenommen und nur zwischen den Zeilen kritisch hinterfragt. Die ¿Rechtfertigung¿ am Ende von Norton ist schwer auszuhalten. LeserInnen mit eigenen Missbrauchs-Erfahrungen würde ich von diesem Werk abraten.Doch auch so ist die Handlung zu ausgetreten und im Spannungsbogen ist mit längeren Durststrecken zu rechnen. Auf die Hälfte gekürzt hätte der Roman eine besser Bewertung von mir erhalten.Es handelt sich um eine ungekürzte Lesung mit knapp 18 Stunden, gelesen von Gunter Schoß und Matthias Bundschuh. Die beiden machen ihre Sache routiniert gut.Fazit: Sehr ungewöhnlicher Roman, aber mit Längen und wenig empathischen Umgang mit sensiblen Themen